Indien kommt Rebellen in Kaschmir entgegen
Der indische Premierminister Inder Kumar Gujral hat den muslimischen Rebellen in Kaschmir erstmals bedingungslose Friedensgespräche angeboten. »Ich bin bereit, mit diesen fehlgeleiteten bewaffneten Menschen zu sprechen«, erklärte Gujral am Sonnabend in Qazikund südlich von Srinagar, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Jammu und Kaschmir. Er strecke auch dem Nachbarland Pakistan seine Hand zur Freundschaft aus, sagte Gujral. Kaschmir ist einer der Hauptstreitpunkte zwischen Indien und Pakistan, die bereits drei Kriege um die Region führten. Anführer der Kaschmir-Rebellen begrüßten am Sonntag das Angebot des indischen Premiers. Die Rebellen kämpfen für einen unabhängigen Staat.
Der frühere Premierminister Indiens P. V. Narasimha Rao hatte den Kaschmir-Rebellen bereits vor zwei Jahren Friedensgespräche angeboten, allerdings unter der Bedingung, daß sie zuerst ihre Waffen niederlegen und die Verhandlungen nur »im Rahmen der indischen Verfassung« stattfinden. Die Rebellen lehnten ab. Das Angebot des neuen Premiers Gujrals sei ein »gesundes Zeichen«, sagte Shabir Ahmed Shah, einer der einflußreichsten Führer der muslimischen Rebellen in Kaschmir. Ein anderer Anführer forderte, nun müßten seine Gesinnungsgenossen aus dem Gefängnis freikommen, dann werde er auf das Angebot reagieren.
Das Geld, das Indien und Pakistan für Waffen ausgeben, sollte von beiden Ländern für die Entwicklung verwendet werden, sagte Gujral vor rund 3 000 Menschen in Qazikund bei einer Feier anläßlich des Baubeginns für eine Eisenbahnlinie. Neu Delhi wirft Islamabad vor, die moslemischen Rebellen im indisch kontrollierten Südteil Kaschmirs zu unterstützen. Pakistan, das die Kontrolle über das nördliche Drittel der Region hat, bestreitet dies, hält den Kampf der Aufständischen um Selbstbestimmung aber für legitim und fordert eine von den Vereinten Nationen überwachte Volksabstimmung.
(jW/AFP)
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