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Aus: Ausgabe vom 23.07.2008, Seite 13 / Feuilleton

Vom Bodensee (1)

Martin Walser hat die These einer Liebesbeziehung zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar als »absurd« und »abenteuerlich« bezeichnet. Der Rheinischen Post (Dienstagausgabe) erklärte Walser, der Goethe noch aus dem Landschulheim persönlich kennt: »Wenn Wissenschaftlern langweilig ist, werden sie manchmal heimgesucht von solchen Gespenstern.« Zu Anna Amalia habe Goethe lediglich eine »gute, freundschaftliche Beziehung« gehabt. Der Jurist und Autor Ettore Ghibellino hatte die These aufgestellt, Goethes Liebe habe Herzogin Anna Amalia gegolten und nicht ihrer Hofdame Charlotte von Stein. Die Klassik-Stiftung Weimar hatte Ghibellino daraufhin mitgeteilt, dieser sei »historisch so fragwürdig, das zugrunde liegende Kunst- und Literaturverständnis derart einseitig biographistisch, der Umgang mit den Quellen so unreflektiert, ja manipulativ, die Kenntnisnahme und Einbeziehung der aktuellen Forschungsliteratur so selektiv, daß sich eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung eigentlich verbietet«. Am Freitag will Ghibellino nun in Weimar neue Quellen der Öffentlichkeit vorstellen – eine umfangreiche Korrespondenz zwischen Graf Eustach von ­Goertz (1737–1821) und seiner Frau Caroline, geborene Uechtritz (1749–1806). Neben höfischen Belangen und geheimdiplomatischen Missionen werde darin auch über die wahrscheinlich intime Beziehung zwischen Anna Amalia und Goethe berichtet. (ddp/jW)

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