Aus: Ausgabe vom 24.12.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
Rückzieher: »Gefühle verletzt«
Der Berliner FDP-Politiker Henner Schmidt (44) hatte vorgeschlagen, arme Berliner die unzählig vielen Ratten in der Hauptstadt jagen zu lassen. Pro Exemplar sollte es einen Euro geben. Der Vorstoß sorgte für Unmut. In einem von der Bild-Zeitung veröffentlichten Brief an seine Parteifreunde entschuldigte sich Schmidt, der FDP Schaden zugefügt zu haben. Einen Rücktritt lehnt der Berliner FDP-Fraktionsvize allerdings ab:
»Die laufende öffentliche Debatte, in welcher nicht hinreichend bedachte Äußerungen meinerseits als Vorschlag mißverstanden wurden, bewußt gerade Menschen in wirtschaftlicher Not zur Rattenbekämpfung heranzuziehen, hat Schaden für unsere Partei angerichtet.
Ich trage dafür Verantwortung und entschuldige mich deshalb ausdrücklich bei Ihnen. Außerdem bedaure ich zutiefst, daß ich die Gefühle von Menschen verletzt habe und entschuldige mich bei den Menschen, die sich in ihrer Würde angegriffen fühlen.
Ich weiß, wie schwer es für viele Menschen in dieser Stadt ist, den Lebensunterhalt für sich selbst und ihre Familie zu bestreiten und habe großen Respekt vor den Anstrengungen, die sie dafür unternehmen.«
Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland, verteidigt derweil seine ironische und provokative Forderung, »anstatt Jagd auf Ratten zu machen, besser Jagd auf Berliner FDP-Politiker machen«. Seine Äußerungen würden die Stimmung unter vielen Hartz IV-Betroffenen ausdrücken. »Die Grenze des Erträglichen ist mittlerweile erreicht. Inzwischen scheint es salonfähig zu sein, daß Menschen in hohen Ämtern solch diffamierenden ›Unsinn‹ von sich geben dürfen. Damit nimmt man Menschen, die auf Hartz IV oder andere Sozialleistungen angewiesen sind, nicht mehr ernst. Dann muß man sich auch nicht wundern, daß man sie zum Mond jagen will.« Bersing weiter: »Herr Schmidt und andere scheinen völlig vergessen zu haben, daß es unter anderem auch die FDP war, die durch die Zustimmung zu Hartz IV die Zunahme von Flaschensammlern verursacht haben.« (jW)
»Die laufende öffentliche Debatte, in welcher nicht hinreichend bedachte Äußerungen meinerseits als Vorschlag mißverstanden wurden, bewußt gerade Menschen in wirtschaftlicher Not zur Rattenbekämpfung heranzuziehen, hat Schaden für unsere Partei angerichtet.
Ich trage dafür Verantwortung und entschuldige mich deshalb ausdrücklich bei Ihnen. Außerdem bedaure ich zutiefst, daß ich die Gefühle von Menschen verletzt habe und entschuldige mich bei den Menschen, die sich in ihrer Würde angegriffen fühlen.
Ich weiß, wie schwer es für viele Menschen in dieser Stadt ist, den Lebensunterhalt für sich selbst und ihre Familie zu bestreiten und habe großen Respekt vor den Anstrengungen, die sie dafür unternehmen.«
Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland, verteidigt derweil seine ironische und provokative Forderung, »anstatt Jagd auf Ratten zu machen, besser Jagd auf Berliner FDP-Politiker machen«. Seine Äußerungen würden die Stimmung unter vielen Hartz IV-Betroffenen ausdrücken. »Die Grenze des Erträglichen ist mittlerweile erreicht. Inzwischen scheint es salonfähig zu sein, daß Menschen in hohen Ämtern solch diffamierenden ›Unsinn‹ von sich geben dürfen. Damit nimmt man Menschen, die auf Hartz IV oder andere Sozialleistungen angewiesen sind, nicht mehr ernst. Dann muß man sich auch nicht wundern, daß man sie zum Mond jagen will.« Bersing weiter: »Herr Schmidt und andere scheinen völlig vergessen zu haben, daß es unter anderem auch die FDP war, die durch die Zustimmung zu Hartz IV die Zunahme von Flaschensammlern verursacht haben.« (jW)
Mehr aus: Schwerpunkt
-
Wie ein Trauerzug
vom 24.12.2008 -
»Rattenjagen ist anspruchsvoll«
vom 24.12.2008