Aus: Ausgabe vom 07.05.2009, Seite 12 / Feuilleton
Modell Darmstadt
In der Saison 1978/79 der Fußballbundesliga stieg erstmals
der SV Darmstadt 98 auf – weil man schon damals kein Geld
hatte, ohne Flutlicht und echten Profikader, stolz als
»Darmstädter Modell« vorgestellt. Es wurde ein
Fiasko: Die sogenannten Feierabendprofis waren chancenlos und
verließen die 1. Liga als Tabellenletzter. Die ebenfalls seit
geraumer Zeit finanziell angeschlagene Frankfurter Rundschau hat
sich nun auch ein »Darmstädter Modell« ausgedacht:
Die Zeitung schließt ihre Lokalredaktionen in Darmstadt und
Groß-Gerau – und kauft die dortige
Lokalberichtungerstattung bei einem Konkurrenten extra ein. Sieben
Redakteursstellen fallen weg. Ab dem 1. Juli soll das
Darmstädter Echo täglich vier bis sechs Seiten
»druckfertig zuliefern«. Ein Novum in der deutschen
Zeitungslandschaft. Wie die taz berichtet, verlautete aus der
Chefetage der Frankfurter Rundschau, »man habe nichts gegen
Pressevielfalt in Darmstadt, man könne sie sich nur nicht
leisten«. Die Pressevielfalt im Landkreis Darmstadt sieht so
aus, daß dort nur eine einzige Tageszeitung existiert: Das
rechtssozialdemokratische Darmstädter Echo, mit Abstand eine
der langweiligsten Zeitungen der Republik.
(jW)
(jW)
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