Aus: Ausgabe vom 03.06.2009, Seite 3 / Schwerpunkt
»Gladio« und die Strategie der Spannung
»Gladio« (italienisch für »Schwert«)
ist der Name einer paramilitärischen Geheimtruppe der NATO,
der CIA und des britischen MI6, die während des Kalten Krieges
gegründet wurde. Im Fall einer sowjetischen Invasion
Westeuropas sollten sogenannte Stay-Behind-Gruppen den
Guerillakampf organisieren und Sabotageakte durchführen.
Während die Sowjetunion keinen Anlaß lieferte,
wurden einige der antikommunistischen Untergrundkämpfer
trotzdem in Westeuropa aktiv. Im Zuge der Aufdeckung von
»Gladio« ist 1990 bekanntgeworden, daß Teile der
Organisation unter Mitwirkung von staatlichen Organen
maßgeblich an Terrorakten und Morden in mehreren
europäischen Ländern beteiligt waren. Mit schweren
Bombenanschlägen, für die zunächst linke Gruppen
verantwortlich gemacht wurden, war zum Beispiel in Italien versucht
worden, Wahlentscheidungen zugunsten der Rechten zu manipulieren.
Friedensforscher und Geheimdienstexperten bezeichnen das
italienische Muster als »Strategie der Spannung«.
Das Europäische Parlament forderte 1990 die EU-Mitgliedsstaaten auf, parlamentarische Untersuchungsausschüsse einzusetzen. Dies geschah jedoch nur in Belgien, Italien und in dem Nicht-EU-Mitgliedsland Schweiz. Eine lückenlose Aufklärung steht bis heute aus.
(cw)
Das Europäische Parlament forderte 1990 die EU-Mitgliedsstaaten auf, parlamentarische Untersuchungsausschüsse einzusetzen. Dies geschah jedoch nur in Belgien, Italien und in dem Nicht-EU-Mitgliedsland Schweiz. Eine lückenlose Aufklärung steht bis heute aus.
(cw)
Literaturhinweise: Daniele Ganser: NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung. Orell Füssli Verlag (Zürich 2008). Tobias von Heymann: Die Oktoberfest-Bombe. München, 26. September 1980. Nora Verlag (München 2009)
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