Wer politische Veränderungen anstrebt, muß dafür sorgen, daß die richtige Zeitung möglichst viele erreicht. Ein Gespräch mit Christa Hourani
Interview: Peter Borak
Christa Hourani ist Betriebsrätin und gehört der
Vertrauenskörperleitung der Daimler-Zentrale Stuttgart sowie
dem Arbeitsausschuss der Initiative zur Vernetzung der
Gewerkschaftslinken an.
Wie bist du auf die junge Welt aufmerksam
geworden?
Durch meinen Sohn. Er hat sie eines Tages mitgebracht und gefragt,
ob wir sie abonnieren können. Ich habe dann ein Probeabo
gemacht.
Worin besteht für dich der »Mehrwert« der
jungen Welt?
Im Gegensatz zu anderen Tageszeitungen finde ich dort konsequent
linke Positionen, häufig verbunden mit authentischen Berichten
der Kämpfe vor Ort. Nicht mehr missen möchte ich die
fundierten politischen Analysen. Was mir besonders wichtig ist: Die
junge Welt fordert täglich in aufklärerischer und
aktivierender Weise antifaschistisches Engagement ein.
Du engagierst dich in der Gewerkschaftslinken. Wie geht
ihr mit der sozialen Demagogie der Neonazis
um?
Auf dem Kongreß der Gewerkschaftslinken letztes Wochenende
berichtete ein Kollege, daß bei dem Streik der
Mahle-Belegschaft in Alzenau Flugblätter von Rechten verteilt
wurden. Es war nicht auf den ersten Blick erkennbar, daß die
Neonazis dahintersteckten. Sie wurden dann aber von den Kolleginnen
und Kollegen vertrieben, nachdem das klar war. Die Braunen nutzen
immer öfter die soziale Misere aus, um ihre Ideologie zu
verbreiten.Wir müssen mehr Sensibilität entwickeln, um
Nazidemagogie schnell entlarven und offensiv reagieren zu
können. Eure Beiträge schärfen den Blick dafür.
Und die Berichte über gelungene antifaschistische Aktionen
machen Mut und sind Anleitung zum Handeln.
In welcher Form unterstützt du die Tageszeitung junge
Welt?
Indem ich sie immer wieder zitiere: in der Netzwerkinfo der
Gewerkschaftslinken, in Rundmails des Zukunftsforums Stuttgarter
Gewerkschaften, in Mails an Vertrauensleute. Und indem ich gelesene
Zeitungen in der S-Bahn liegenlasse. Natürlich versuche ich
auch, möglichst viele Probeabos zu verschenken.
Warum sollte möglichst jeder bei der
Probeaboverbreitung mitwirken? Welche Tips hast du für die
praktische Umsetzung?
Wer die junge Welt täglich liest, findet dort immer Themen,
die in seinem Umfeld auf Interesse stoßen. Deshalb verschicke
ich gern auch gezielt jW-Beiträge. So berichtete sie als erste
über die C-Klassen-Verlagerung weg von Daimler Sindelfingen.
Diese Meldung habe ich an Vertrauensleute bei Daimler
weitergeleitet. Den jW-Bericht von der Konferenz der
Gewerkschafts-Linken wiederum verbreitete ich über den
Verteiler des Stuttgarter Zukunftsforums weiter. Damit konnte ich
zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Werbung sowohl für die
Gewerkschafts-Linke als auch für die junge Welt. Wer
politische und soziale Veränderungen anstrebt, muß
möglichst viele erreichen, und also auch dafür sorgen,
daß die richtige Zeitung möglichst viele erreicht.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung jungeWelt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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