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Aus: Ausgabe vom 12.12.2009, Seite 16 / Aktion

Position beziehen

Bild 1
Die Tageszeitung junge Welt unterscheidet sich von allen anderen Tageszeitungen durch ihre Inhalte und Standpunkte. Das spiegelt sich nicht nur in der Meldungsauswahl, den Hintergrundberichten, Kommentaren und Analysen wider, sondern auch in der Fotoauswahl. Unsere Bildredaktion sichtet täglich gut 3000 Aufnahmen– und wie bei den Meldungen und Agenturberichten muß man schon genau hinsehen, welche Informationen transportiert werden. So war es für die Freitagausgabe nicht eben leicht, für die Schlagzeile »No War, Mr. Peace« ein passendes Bild zu finden. Fast alle zeigen den US-Präsidenten als lässigen Strahlemann. Aber eines, das wenigstens andeutet, wer wirklich das Sagen im Lande hat, und daß es der Präsident ist, der sich anzupassen hat, alleine um so ein Bild zu finden, mußte die Fotoabteilung intensiv und langwierig bei verschiedenen Agenturen recherchieren.

So entsteht täglich eine außergewöhnliche Zeitung. Aber es sind nicht nur die Macher dieser Zeitung, die einen besonderen Blick auf die Dinge haben, sondern auch ihre Leserinnen und Leser. Das beweisen sie jährlich beim Fotowettbewerb der jungen Welt. Viele der eingeschickten Aufnahmen bilden Realitäten ab, wie sie oft nicht wahrgenommen oder verdrängt werden. Und manche wagen mit ihren Fotos auch eine Analyse oder Interpretation dieser Realitäten. Wenn auf einem dieser Bilder zwei Polizisten gelangweilt auf einer Mauer sitzen, während vor ihnen ein gefesselter Gefangener auf dem nackten Boden liegt, erzählt dieses Bild etwas vom Menschenbild der Ordnungshüter. Es spiegelt ein Machtverhältnis wider, und es sagt nicht zuletzt auch etwas über den Fotografen aus, der uns dieses Bild unter der Rubrik »Alltag« geschickt hat. Beim Fotowettbewerb kommt es nicht in erster Linie auf technische Perfektion an. Wichtiger ist, daß die Leserin oder der Leser eine Idee umsetzen, dem Betrachter etwas mitteilen, Position beziehen, Denkanstöße geben kann.

Ob und wie das gelungen ist, konnten unsere Gäster zur Eröffnung der Fotoausstellung am Freitag in unserer Ladengalerie herausfinden. Es ist schon lange usus, daß wir ums mit dem kleinen Fest bei allen Leserinnen und Lesern für die Unterstützung übers Jahr und bei allen Teilnehmenden am Wettbewerb bedanken. Neben der Rosa-Luxemburg-Konferenz ist das die älteste Tradition im Verlag 8. Mai. Bis zum 29. Januar können die interessantesten Einsendungen zum jW-Leserfotowettbewerb »Blende« übrigens noch betrachtet werden. Herzlich willkommen in unserer Galerie, Torstraße 6, Berlin-Mitte.

Aktionsbüro

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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