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Aus: Ausgabe vom 13.02.2010, Seite 16 / Aktion

»In Griechenland kennt man die jW«

Unsere Zeitung wird dort auch von bürgerlichen Medien zitiert. Gespräch mit Heike Schrader (Athen)
Interview: Peter Wolter
Bild 1
Heike Schrader ist Korrespondentin der jungen Welt in Athen

Die griechische Bevölkerung hat am Mittwoch mit landesweiten Streiks auf das Spardiktat der eigenen Regierung und der EU reagiert – in Deutschland hingegen, wo auch gespart wird, bis es quietscht, herrscht eher Friedhofsruhe. Was können die Leserinnen und Leser der jW deiner Ansicht nach von Griechenland lernen?

Die Menschen in Griechenland sind aufgrund der reichhaltigen Besatzungs- und Diktaturerfahrung allgemein sehr sensibel, was die Einschränkung von Freiheitsrechten und die Einführung von Polizeistaatmethoden angeht. Die starke Linke des Landes zeigt darüber hinaus z.B. in den derzeitigen Streiks auf, daß eine Alternative zum Ausbeutungsmodell nicht nur möglich, sondern auch durchsetzbar wäre. Diese Botschaft ist angesichts der Lage in der BRD, wo die größte Gewerkschaftsorganisation des Landes, die IG Metall, ganz darauf verzichtet, Verbesserungen für die Lohnabhängigen zu fordern, sicherlich wichtig und wohltuend.

Wie berichten denn die griechischen Medien über die Streiks? Für den 24. Februar ist ja erneut ein Generalstreik vorgesehen.

Als die Bauern im Januar und Februar für drei Wochen die wichtigsten Straßen des Landes blockierten, war dies fast täglich das wichtigste Thema in den Nachrichten. Auch über die Streiks gegen die Sparpläne wird regelmäßig berichtet. Die Berichterstattung ist inhaltlich aber auch hier an den Interessen der bürgerlichen Klasse ausgerichtet. Aktionen der kommunistischen PAME werden, so weit es geht, verschwiegen.

Die bekannteste linke Tageszeitung in Griechenland ist die kommunistische Rizospastis – ist sie mit der jungen Welt vergleichbar?

Beiden ist gemeinsam, daß sie das Weltgeschehen nicht aus dem Blickwinkel der Unterdrücker, sondern dem der Unterdrückten verfolgen und aus ihrem Klassenstandpunkt kein Hehl machen. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zwischen beiden Zeitungen. Dier Rizospastis ist das Organ der KKE, also eine Zeitung der kommunistischen Partei. Eine überparteiliche linke und marxistische Zeitung wie junge Welt fehlt leider.

Wird die junge Welt eigentlich auch in Griechenland gelesen? Per Internet ist das ja durchaus möglich.

So mancher politisch Aktive mit Deutschkenntnissen liest sie, die Zeitung ist hier, nicht zuletzt wegen ihrer Griechenlandberichterstattung, besonders unter Linken durchaus bekannt. Ab und zu werden wir sogar in bürgerlichen Medien zitiert.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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