Aus: Ausgabe vom 20.03.2010, Seite 13 / Feuilleton
Einer der Größten
Wie erst jetzt bekannt wurde, starb am Mittwoch der Sänger und
Gitarrist Alex Chilton in New Orleans im Alter von 59 Jahren an
Herzversagen. Noch als Schüler hatte er 1967 mit den Box Tops
den Riesenhit »The Letter«dem ein jahr später
»Cry like a baby« folgte. Doch Chilton wollte kein
Teenager-Held werden, sondern mit seiner coolen
Gießkannenstimme Kunst zwischen Soul und Jazz anfertigen.
Allerdings wurde aus ihm niemals ein feuilletonfreundlicher Tom
Waits, und auch kein Eric Burdon oder Mitch Ryder. Dafür war
er einerseits zu verdrogt und andererseits zu integer. Er blieb
ewiger Geheimtip, nachdem seine fast schon als verstoßen
geltende Band Big Star erst nach ihrer Auflösung durch die
Punkbewegung Ende der 70er Jahre gewürdigt wurde. Chilton
produzierte dann Tav Falco, The Cramps und The Triffids und galt
als Genie, das »die Verlängerung des ›guten
Songs‹ in den Lärm als logisch und notwendig
versteht« (Diedrich Diederichsen). Gleichzeitig beriefen sich
auf ihn auch Bands wie REM oder die Replacements vom
Reformistenflügel des US Rock. Für Bobbie Gillespie von
Primal Scream machte er einfach »Verrüchte
Rock’n’ Roll-Platten. Kunst-Platten. Schöne
Platten. Klagende Platten. Traurige Platten. Freudige Platten.
Alles was ich sagen will, ist, daß Alex Chilton einer der
größten war.« (jW
Mehr aus: Feuilleton
-
Noch ein Komplott
vom 20.03.2010 -
»Man ist ganz, ganz klein«
vom 20.03.2010 -
Rente mit 67
vom 20.03.2010 -
Nachschlag: Stellungswechsel
vom 20.03.2010 -
Vorschlag
vom 20.03.2010