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Aus: Ausgabe vom 25.06.2010, Seite 12 / Feuilleton

Knalleffekt

In dem Film »Baader« von 2002 »radebrecht« Frank Giering als Baader RAF-Theorie, stand in dieser Zeitung, »gibt ihr dabei aber den Knalleffekt zurück, die legendäre Haltung, ›sich nicht abschlachten zu lassen‹«. »Baader« ist so elegant wie ein gutgemachter Drogenfilm. Wie im Brechtschen Lehrstück sagt Giering nach dem Urteil im Kaufhausbrandprozeß zum Richter sehr cool »Faschist«, Pause. Die Angeklagten wiederholen: »Faschist«, der Saal fällt ein: »Faschist, Faschist, Faschist«. Die Hälfte des Jahres 2002, in dem »Baader« auf der Berlinale lief, verbrachte Giering nach unbestätigten Angaben der Gala in einer Klinik im Harz, auf Alkoholentzug. Der gebürtige Magdeburger war von der Potsdamer Filmhochschule ans Staatstheater Cottbus gegangen. Seinen ersten großen Kinoauftritt hatte er 1997 in Michael Hanekes »Funny Games« als Teenage-Alptraum jedes Grundstücksbesitzers. Zwei Jahre später war Giering in »Absolute Giganten« der stille Floyd, der eine letzte Nacht mit seinen Jungs in Hamburg verbringt – »ein Film, der davon handelt, wie man dagegen rebelliert, daß das Leben klein, lang und beschissen ist«, schrieb Georg Seeßlen. Das TV-Publikum kennt Giering aus Krimiserien wie »Tatort«, »Polizeiruf«, »Der Kriminalist« oder »Alarm für Cobra 11«. Am Mittwoch ist er im Alter von 38 Jahren in Berlin gestorben, wie seine Agentur am Donnerstag ohne Angaben zur Todesursache bestätigte. In »Baader« hält er einem Polizisten, der sich bei einer Personenkontrolle in sein Auto beugt, die Knarre an den Kopf. »Ich bin Baader und du bist tot, wenn du was sagst. Lohnt sich das?« Er darf weiterfahren. (apn/jW)

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