Konservatismus, der (m.) – auch Konservativismus; abgeleitet
vom lateinischen Verb »conservare« (erhalten,
bewahren). Neben Liberalismus und Sozialismus eine der drei
großen politischen Strömungen, die in Reaktion auf den
gewaltsamen und chaotischen Verlauf der Französischen
Revolution nach 1789 entstanden. Die Vokabel K. wird auf den
französischen Schriftsteller François-René de
Chateaubriand (1768–1848) zurückgeführt. Der
europäische K. wurde zunächst vom Adel und von
Intellektuellen der literarischen Romantik getragen. Er ist von
immer neuen Varianten des Irrationalismus geprägt. Hierzulande
ist der K. seit dem faktischen Verschwinden des deutschen
Liberalismus nach 1848 dominierende Ideologie des Bürgertums
– Ausnahme war die DDR. Konservative beseitigten 1933 im
Bündnis mit den Nazis die bürgerliche Demokratie. Seit
1945 bekennen sie sich nach dem Vorbild des aus Zeiten der
Sklavenhalterdemokratie stammenden K. der USA zur parlamentarischen
Republik und häufig zu einem antisozialen Individualismus. Das
konservative Motto »Das, was immer gilt« wurde
unterschiedlich verstanden: »Natürliches« Recht,
autoritärer Staat, christlich-klerikale Religion, Biologismus
(»Rassen«unterschiede), »westliche Werte«,
»Leistungsträger« (gegen
»Sozialschmarotzer«), »Eigenverantwortung«
(gegen »soziale Hängematte«). Eine Konstante des
K. ist der Kampf gegen das humanistische Menschenbild von
Renaissance, Aufklärung, Klassik und Marxismus sowie gegen die
Gleichheitsforderung. Soziales und individuelles »Oben«
und »Unten« sind aus der Sicht des K.
unüberwindlich (siehe zuletzt Thilo Sarrazin). (asc)
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