Aus: Ausgabe vom 21.12.2010, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Mindestlohn kein Jobkiller
Mindestlohn-Gegner behaupten immer wieder gern, daß eine
Lohnuntergrenze in Deutschland Jobs gefährden könne. Doch
nun beweist die bisher umfangreichste Studie zum Thema von der
US-Eliteuniversität Berkeley: Höhere Mindestlöhne
haben in den Vereinigten Staaten in den vergangenen 16 Jahren keine
Jobs vernichtet. »Wir finden keine negativen
Beschäftigungseffekte«, so das Fazit der Arbeit, die der
DGB auf seiner Internetseite ww.mindestlohn.de vorstellt.
Unter dem Titel »Minimum Wage Effects Across State Borders« untersuchte ein dreiköpfiges Forscherteam um den Berkeley-Professor Michael Reich zwischen 1990 und 2006 die Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen in den USA so detailliert, umfassend und gründlich wie nie zuvor. »Es handelt sich um eine der besten und überzeugendsten Mindestlohn-Studien der vergangenen Jahre«, lobte der Harvard-Professor Lawrence Katz im Handelsblatt. »Der verwendete Datensatz ist weit umfangreicher, der methodische Ansatz breiter als in früheren Untersuchungen«, sagt auch Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, gegenüber der Zeitung.
Neben den positiven Erfahrungen aus den USA, Großbritannien oder der deutschen Bauindustrie zweifelten die US-Arbeitsmarktforscher David Card und Alan Krueger bereits 1994 erstmals eine angebliche negative Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen an. Doch ihre Studie, die Fast-Food-Restaurants in zwei unterschiedlichen US-Bundesstaaten und mit unterschiedlichen Mindestlohnhöhen untersuchte, beschränkte sich auf einen relativ kleinen regionalen und zeitlichen Rahmen.
Die Berkeley-Wissenschaftler haben diesen Ansatz nun verfeinert. Sie betrachteten regionale Arbeitsmärkte in den gesamten Vereinigten Staaten und verglichen benachbarte Landkreise über einen langen Zeitraum. Sie verglichen nur Landkreise, die direkte Nachbarn sind, aber in unterschiedlichen Bundesstaaten liegen und somit auch unterschiedliche Mindestlöhne haben, die teilweise bis zu 20 Prozent auseinanderklafften.
Die Forscher stellten fest: Höhere Mindestlöhne haben tatsächlich die sozialpolitisch gewünschte Wirkung. Wenn ein Bundesstaat den Mindestlohn erhöhte, stiegen danach auch die Einkommen der betroffenen Beschäftigten. Entlassungen wurden wegen der Erhöhung der Lohnkosten aber keine vorgenommen.
Möller bezeichnete diese neue Studie im Handelsblatt als »wegweisend«. Sie unterstreiche, daß die Politik bei Mindestlöhnen Handlungsspielraum habe, ohne Jobs zu gefährden. »Wenn bei der Höhe des Mindestlohns nicht überzogen wird, sehe ich nur Vorteile«, so Möller. (jW)
www.mindestlohn.de
Unter dem Titel »Minimum Wage Effects Across State Borders« untersuchte ein dreiköpfiges Forscherteam um den Berkeley-Professor Michael Reich zwischen 1990 und 2006 die Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen in den USA so detailliert, umfassend und gründlich wie nie zuvor. »Es handelt sich um eine der besten und überzeugendsten Mindestlohn-Studien der vergangenen Jahre«, lobte der Harvard-Professor Lawrence Katz im Handelsblatt. »Der verwendete Datensatz ist weit umfangreicher, der methodische Ansatz breiter als in früheren Untersuchungen«, sagt auch Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, gegenüber der Zeitung.
Neben den positiven Erfahrungen aus den USA, Großbritannien oder der deutschen Bauindustrie zweifelten die US-Arbeitsmarktforscher David Card und Alan Krueger bereits 1994 erstmals eine angebliche negative Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen an. Doch ihre Studie, die Fast-Food-Restaurants in zwei unterschiedlichen US-Bundesstaaten und mit unterschiedlichen Mindestlohnhöhen untersuchte, beschränkte sich auf einen relativ kleinen regionalen und zeitlichen Rahmen.
Die Berkeley-Wissenschaftler haben diesen Ansatz nun verfeinert. Sie betrachteten regionale Arbeitsmärkte in den gesamten Vereinigten Staaten und verglichen benachbarte Landkreise über einen langen Zeitraum. Sie verglichen nur Landkreise, die direkte Nachbarn sind, aber in unterschiedlichen Bundesstaaten liegen und somit auch unterschiedliche Mindestlöhne haben, die teilweise bis zu 20 Prozent auseinanderklafften.
Die Forscher stellten fest: Höhere Mindestlöhne haben tatsächlich die sozialpolitisch gewünschte Wirkung. Wenn ein Bundesstaat den Mindestlohn erhöhte, stiegen danach auch die Einkommen der betroffenen Beschäftigten. Entlassungen wurden wegen der Erhöhung der Lohnkosten aber keine vorgenommen.
Möller bezeichnete diese neue Studie im Handelsblatt als »wegweisend«. Sie unterstreiche, daß die Politik bei Mindestlöhnen Handlungsspielraum habe, ohne Jobs zu gefährden. »Wenn bei der Höhe des Mindestlohns nicht überzogen wird, sehe ich nur Vorteile«, so Möller. (jW)
www.mindestlohn.de
Regio:
Mehr aus: Betrieb & Gewerkschaft
-
Funktionsverbote für kritische Metaller
vom 21.12.2010 -
Viel Schatten
vom 21.12.2010