Aus: Ausgabe vom 21.12.2010, Seite 13 / Feuilleton
Engelberg gestorben
Der Historiker Ernst Engelberg ist tot. Er starb am Samstag im
Alter von 101 Jahren in Berlin. Er war 1930 in die KPD eingetreten
und schrieb bei dem berühmten Historiker Gatav seine Promotion
zum Thema »Die deutsche Sozialdemokratie und die Bismarcksche
Sozialpolitik«.Aber noch vor der Verteidigung der
Doktorarbeit verlor Mayer als »Nichtarier« sein
Hochschulamt, bevor er 1937 in die Emigration ging. Engelberg wurde
1934 vier Tage nach seiner Promotion von der Gestapo verhaftet und
ging nach Verbüßung einer Zuchthausstrafe in die
Emigration – zunächst nach Genf, wo er u.a. den
Literaturwissenschaftler Hans Mayer (1907–2001), den
Rechtstheoretiker Hans Kelsen (1881–1973) und den Philosophen
Max Horkheimer (1895–1974) kennenlernte, und später in
die Türkei. Erst 1947 konnte er nach Deutschland
zurückkehren und zählte neben Hans Mayer, dem Historiker
Walter Markov (1909–1993), dem Romanisten Werner Krauss
(1900–1976) und dem Philosophen Ernst Bloch (1885–1977)
zu den prägenden Wissenschaftlern der Leipziger
Universität in den 50er Jahren. 1960 berief ihn die
DDR-Akademie der Wissenschaften zum Direktor des Instituts für
Deutsche Geschichte. Er publizierte bis in die 90er Jahre hinein
unermüdlich, wurde Mitglied des Ältestenrats der PDS.
1985 und 1990 veröffentlichte er dann seine berühmten
beiden Bände über Bismarck, insgesamt 1600 Seiten–
»ein freies Werk« (Süddeutsche Zeitung). Ein
Nachruf folgt. (jW)
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