Aus: Ausgabe vom 01.06.2011, Seite 14 / Ratgeber
Weniger ist mehr – Ärztekritik am Zuviel
Unter dem auch im Deutschen zur stehenden Wendung gewordenen
»Less is more« veröffentlichte eine
US-amerikanische Ärztevereinigung eine Aufstellung im besten
Fall unnützer Diagnose- und Therapieverfahren, die zu
häufig angewandt würden. Auf die am Dienstag vergangener
Woche in den »Archives of Internal Medicine«
online publizierte Liste machte die Süddeutsche Zeitung (SZ)
vom 24.Mai aufmerksam. Die National Physicians Alliance für
Allgemein-, Innere Medizin und Kinderheilkunde will so die
Versorgung verbessern und unnötige Belastungen oder sogar
Risiken für Patienten vermeiden. Die SZ lieferte eine kurze
Zusammenfassung – viele der Punkte darin scheinen sogar
medizinischen Laien selbstverständlich, sind es aber offenbar
nicht.
Hier zunächst die Forderungen der US-Ärzteorganisation, die die jüngsten Kranken betreffen: »Wenn Kinder auf den Kopf fallen und nicht bewußtlos sind, ist meist keine Bildgebung notwendig.« Eingeschränkt wird dies für die Fälle, wenn Kinder benommen sind, wenn sie sehr klein sind (jünger als zwei Jahre), wenn sie äußerlich verletzt sind, wenn sie aus mehr als einem Meter Höhe gestürzt sind oder es andere Hinweise auf größere Verletzungen oder kognitive Einschränkungen gibt. Die Gründe für den Appell zu weniger überflüssiger Diagnostik: Frühzeitiger Kontakt mit Röntgenstrahlen steigert demnach das Krebsrisiko übermäßig. »Von 1400 Kindern, bei denen ein Schädel-CT angefertigt wurde, bekommt später eines einen Tumor«, hieß es in der Übersetzung der SZ. Außerdem seien, wenn trotz der angerissenen Voraussetzungen Röntgen-, Kernspin- oder CT-Aufnahmen angefertigt würden, »selten Folgen des Sturzes zu entdecken – und wenn, müsen sie zumeist nicht behandelt werden«.
Außerdem wird in dem Beitrag auch wieder darauf hingewiesen: Es existieren keine wissenschaftlichen Belege dafür, daß die frei verkäuflichen Mittel gegen Husten oder Schnupfen helfen und deren Dauer verkürzen. Dennoch haben sie Nebenwirkungen, in der Vergangenheit, wenn auch selten, sogar tödliche. Nachlesen kann man hierzu zum Beispiel im »Handbuch Medikamente« der Stiftung Warentest oder in »Bittere Pillen. Nutzen und Risiken der Arzneimittel«, teilweise auch kostenlos im Internet unter www.bittere-pillen.de.
Schließlich appellieren die US-amerikanischen Ärzte, Kinder bei chronischer Mittelohrentzündung nicht grundsätzlich ins Krankenhaus zu schicken. Nur bei neurologischen Auffälligkeiten, zusätzlichen Sprach- und Lernproblemen oder befürchteten Trommelfellverformungen sollten Kliniker mit konsultiert werden.
Von den Punkten zum ärztlichen Umgang mit erwachsenen Patienten seien an dieser Stelle nur zwei erwähnt: »Bei banalen Atemwegsinfekten sollte auf Antibiotika verzichtet werden.« Denn die meisten werden von Viren hervorgerugen, gegen die diese Medikamente machtlos sind, genauso ist die Situation bei Halsentzündungen von Kindern. Nur beim Nachweis von Streptokokken bei letzteren sind diese Medikamente demzufolge angezeigt. Angesichts eines häufigen Zuviel von Antibiotika leiden Patienten unter deren Nebenwirkungen, gibt es immer mehr resistente Erreger und wird die Umwelt belastet. Der zweite Hinweis zu Erwachsenen: »Bei Rückenschmerzen ist kein Röntgenbild, Kernspin oder CT innerhalb der ersten sechs Wochen nötig.« Außer, es treten Lähmungserscheinungen auf oder die Patienten leiden unter schweren Grunderkrankungen wie Osteomyelitis (Knochenmarkentzündungen). (jW)
Hier zunächst die Forderungen der US-Ärzteorganisation, die die jüngsten Kranken betreffen: »Wenn Kinder auf den Kopf fallen und nicht bewußtlos sind, ist meist keine Bildgebung notwendig.« Eingeschränkt wird dies für die Fälle, wenn Kinder benommen sind, wenn sie sehr klein sind (jünger als zwei Jahre), wenn sie äußerlich verletzt sind, wenn sie aus mehr als einem Meter Höhe gestürzt sind oder es andere Hinweise auf größere Verletzungen oder kognitive Einschränkungen gibt. Die Gründe für den Appell zu weniger überflüssiger Diagnostik: Frühzeitiger Kontakt mit Röntgenstrahlen steigert demnach das Krebsrisiko übermäßig. »Von 1400 Kindern, bei denen ein Schädel-CT angefertigt wurde, bekommt später eines einen Tumor«, hieß es in der Übersetzung der SZ. Außerdem seien, wenn trotz der angerissenen Voraussetzungen Röntgen-, Kernspin- oder CT-Aufnahmen angefertigt würden, »selten Folgen des Sturzes zu entdecken – und wenn, müsen sie zumeist nicht behandelt werden«.
Außerdem wird in dem Beitrag auch wieder darauf hingewiesen: Es existieren keine wissenschaftlichen Belege dafür, daß die frei verkäuflichen Mittel gegen Husten oder Schnupfen helfen und deren Dauer verkürzen. Dennoch haben sie Nebenwirkungen, in der Vergangenheit, wenn auch selten, sogar tödliche. Nachlesen kann man hierzu zum Beispiel im »Handbuch Medikamente« der Stiftung Warentest oder in »Bittere Pillen. Nutzen und Risiken der Arzneimittel«, teilweise auch kostenlos im Internet unter www.bittere-pillen.de.
Schließlich appellieren die US-amerikanischen Ärzte, Kinder bei chronischer Mittelohrentzündung nicht grundsätzlich ins Krankenhaus zu schicken. Nur bei neurologischen Auffälligkeiten, zusätzlichen Sprach- und Lernproblemen oder befürchteten Trommelfellverformungen sollten Kliniker mit konsultiert werden.
Von den Punkten zum ärztlichen Umgang mit erwachsenen Patienten seien an dieser Stelle nur zwei erwähnt: »Bei banalen Atemwegsinfekten sollte auf Antibiotika verzichtet werden.« Denn die meisten werden von Viren hervorgerugen, gegen die diese Medikamente machtlos sind, genauso ist die Situation bei Halsentzündungen von Kindern. Nur beim Nachweis von Streptokokken bei letzteren sind diese Medikamente demzufolge angezeigt. Angesichts eines häufigen Zuviel von Antibiotika leiden Patienten unter deren Nebenwirkungen, gibt es immer mehr resistente Erreger und wird die Umwelt belastet. Der zweite Hinweis zu Erwachsenen: »Bei Rückenschmerzen ist kein Röntgenbild, Kernspin oder CT innerhalb der ersten sechs Wochen nötig.« Außer, es treten Lähmungserscheinungen auf oder die Patienten leiden unter schweren Grunderkrankungen wie Osteomyelitis (Knochenmarkentzündungen). (jW)
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