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Aus: Ausgabe vom 12.09.2011, Seite 15 / Politisches Buch

Krise, Politiktheorie und Medienkritik: Das neue Z-Heft

Der Zusammenhang von Krise, sozialer Erosion und Krisenverarbeitung ist das erste Schwerpunktthema des neuen Heftes der Vierteljahreszeitschrift Z. Forum Marxistische Erneuerung. Jörg Goldberg macht auf die Tatsache aufmerksam, daß der gestärkte Euro-Krisenfonds EFSF vor allem ein Disziplinierungsinstrument der starken Staaten gegen die schwachen Mitgliedsländer ist. Andreas Fisahn sieht in den jüngeren Entwicklungen der EU ebenfalls einen tiefen Einschnitt. Die EU-Institutionen würden durch Vereinbarungen zwischen den Regierungen umgangen, bei denen die starken Länder ihre Interessen durchsetzen. Dies beinhalte die Tendenz zu einer autoritären Wirtschaftsregierung.

Die sozialstrukturellen Verwerfungen, die sich unter dem Diktat des Finanzmarktkapitalismus herausgebildet haben, insbesondere das Wachstum des »prekären Sektors«, sind Thema des zweiten Schwerpunktes. Klaus Dörre und Steffen Liebig entwickeln ein Konzept der »sekundären Ausbeutung«, das plausibel machen soll, wie und warum es gelingen kann, in wachsenden Sektoren den für das Ausbeutungsverhältnis eigentlich gültigen Äquivalententausch de facto außer Kraft zu setzen und den Wert der Arbeitskraft drastisch zu senken.

Zur Frage, ob und wie die vergangene Finanz- und Wirtschaftkrise im Bewußtsein der Beschäftigten kapitalismuskritische Impulse freigesetzt hat, haben Richard Detje, Wolfgang Menz, Sarah Nies und Dieter Sauer in der IG Metall organisierte Betriebsräte und Vertrauensleute befragt. Globalisierungs- und kapitalismuskritische Positionen haben sich offenbar bereits vor der Krise unter dem Eindruck des neoliberalen Sozial­abbaus entwickelt und in der Krise noch eine Verstärkung erfahren. Die Förderung demokratisch-emanzipatorischer Einstellungen thematisiert Guido Speckmann als wichtige Herausforderung für marxistische Kapitalismuskritik. Werner Seppmann fragt nach dem Zusammenhang von Krisenerfahrung und Widerspruchsbereitschaft. Er hebt hervor, daß die jüngste Krise für Lohnabhängige lediglich den Gipfelpunkt einer seit drei Jahrzehnten andauernden latenten Krisentendenz bilde. Frank Deppe und Werner Goldschmidt unterhalten sich im dritten Schwerpunkthema zur »Politiktheorie« in einem Gespräch über Deppes in fünf Bänden vorliegende »Geschichte des politischen Denkens im 20. Jahrhundert«.

Der Themenblock zur Medienkritik wird von Halina Wawzyniak eingeleitet. Sie stellt linken Klagen über Medienboykott die Forderung gegenüber, sich der neuen Online-Medien aktiv und selbstbewußt zu bedienen. Dieser Internetoptimismus wird von Marisol Sandoval mit etlichen Fragezeichen versehen. Andreas Diers, Bremen

Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Nr. 87, 224 Seiten, 10 Euro (Jahresabo 33.50 Euro). Bezug: Z. Postfach 500936, 60397 Frankfurt am Main, Tel./Fax: 069/53054406, E-Mail: ­redaktion@zme-net.de

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