75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 19.12.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Verletzbares Waffensystem

Wenige Tage nach dem Verlust einer »RQ-170 Sentinel« im Iran mußte die U. S. Air Force bestätigen, daß eine weitere Drohne, diesmal eine »MQ-9 Reaper«, beim Anflug auf ihren Stützpunkt auf den Seychelleninseln im Indischen Ozean zu Bruch gegangen war. Die dort stationierten Maschinen werden, angeblich ausschließlich unbewaffnet, für Aufklärungsflüge über Somalia eingesetzt.

Ohne den vorausgegangenen spektakulären Zwischenfall hätte man über die Crash-Landung der Reaper vermutlich kaum irgendwo etwas gelesen. Von der Öffentlichkeit zumeist nicht registriert, weist die noch junge Drohnen-Technologie erhebliche Schwachstellen und folglich eine hohe Verlustrate auf.

Die im Internet zu findende »Drone Crash Database« listet für die Zeit seit 1. Januar 2007 insgesamt rund 90 Abstürze auf. Mehr als 70 dieser verlorengegangenen Flugkörper gehörten den Vereinigten Staaten. Einige der registrierten Fälle sind nur aus Pressemeldungen bekannt, aber die Mehrheit ist durch Berichte der US-Luftwaffe und teilweise auch durch interne Papiere, die von Wikileaks publiziert wurden, sicher dokumentiert. Die meisten Zwischenfälle ereigneten sich naturgemäß in Afghanistan, da die meisten Drohnen von dort aus operieren. Aber auch in Dschibuti wurden in diesem Jahr schon zwei Abstürze verzeichnet. Aus anderen Quellen ist bekannt, daß den USA seit 2001 von rund 60 in Afghanistan eingesetzten »RQ-1 Predator« zwanzig verlorengingen, hauptsächlich durch Systemausfälle aufgrund von Vereisung.


In einem Belgrader Museum ist eine Predator ausgestellt, die während der NATO-Angriffe 1999 mit einer Luftabwehrrakete abgeschossen wurde. Insgesamt büßten die USA während dieses Krieges drei Drohnen ein. Feindliche Einwirkungen sind allerdings bisher eine ganz seltene Ausnahme unter den Gründen für das Ende eines ferngelenkten Flugkörpers. Dabei sind Drohnen, schon auf Grund ihrer relativ geringen Geschwindigkeit, eigentlich ein leichtes Opfer. In einer zwischenstaatlichen Konfrontation würde das mit Sicherheit zum Tragen kommen.

(km)

Mehr aus: Schwerpunkt