Aus: Ausgabe vom 15.02.2012, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Angst vor der sauberen Konkurrenz
Wie kommt ein RWE-Manager dazu, ein dickes Buch zu schreiben, das versucht, mal eben 30 Jahre wissenschaftlicher Forschung einiger zehntausend Menschen in aller Welt über den Haufen zu werfen. Litt Fritz Vahrenholt als Chef der RWE-Windenergiesparte unter Langeweile. Angesichts des geringen inländischen Aktivitätsgrades dieses Unternehmenszweiges klingt das fast nach einer plausiblen Erklärung. Doch über das Motiv muß nicht spekuliert werden, der Autor spricht es freimütig aus. Die Energiewende soll ausgebremst werden; das Buch soll die Öffentlichkeit überzeugen, daß wir alle Zeit der Welt haben. Den Klimawandel gebe es gar nicht, und wenn es doch ein bißchen wärmer geworden sein sollte, dann lag das nur an der Sonne, im übrigen wird es demnächst sogar wieder ein wenig kühler. Alles Unsinn und lange widerlegt, aber darum geht es dem Autor nicht. Unliebsame Konkurrenz soll kleingehalten und nebenbei auch RWE ein wenig reingewaschen werden. Der gehört mit seinen Braunkohlekraftwerken zu den größten Klimasündern Europas.
Diese Kraftwerke haben ein ähnliches Problem wie die AKW: Sie sind schlecht regelbar. Aus technischen wie ökonomischen Gründen müssen sie möglichst rund um die Uhr laufen, und zwar, wenn es irgend geht, mit Volllast. Zudem sind sie sehr schwerfällig. Einmal abgeschaltet brauchen sie viele Stunden, bevor sie wieder mit voller Last laufen. All das verträgt sich schlecht mit Windkraft- und Solaranlagen, wenn sie ihren Strom jederzeit ins Netz einspeisen dürfen. Der fällt nämlich nicht sehr gleichmäßig an. Sonnenstrom natürlich nur tagsüber, aber auch nicht immer, und Windstrom variiert von Tag zu Tag oft erheblich. Immerhin sind die beiden in gewisser Weise komplementär, das heißt, wenn die Sonne nicht scheint, weht es oft mehr, und umgekehrt.
Das Problem für die Betreiber der schwerfälligen Großkraftwerke besteht inzwischen in der Menge des Sonnenstroms. In diesem Sommer könnte es zum ersten Mal passieren, daß sie an besonders sonnenreichen Tagen ihren Strom nicht mehr los werden, weil die Solaranlagen fast 50 Prozent des Bedarfs abdecken. Dann müssen sie ihre Anlagen aufwändig herunterfahren oder ihren Strom im benachbarten Ausland an Großabnehmer verschleudern. Mit Verlust, versteht sich. Daher derzeit das verbissene Gerangel in der CDU/CSU-FDP-Koalition zwischen Wirtschaftsflügel und Umweltpolitikern um den weiteren Ausbau der Solarenergie und daher die Medienkampagne um Vahrenholts Buch. Mit dem Klima hat das alles eigentlich herzlich wenig zu tun.
(wop)
Diese Kraftwerke haben ein ähnliches Problem wie die AKW: Sie sind schlecht regelbar. Aus technischen wie ökonomischen Gründen müssen sie möglichst rund um die Uhr laufen, und zwar, wenn es irgend geht, mit Volllast. Zudem sind sie sehr schwerfällig. Einmal abgeschaltet brauchen sie viele Stunden, bevor sie wieder mit voller Last laufen. All das verträgt sich schlecht mit Windkraft- und Solaranlagen, wenn sie ihren Strom jederzeit ins Netz einspeisen dürfen. Der fällt nämlich nicht sehr gleichmäßig an. Sonnenstrom natürlich nur tagsüber, aber auch nicht immer, und Windstrom variiert von Tag zu Tag oft erheblich. Immerhin sind die beiden in gewisser Weise komplementär, das heißt, wenn die Sonne nicht scheint, weht es oft mehr, und umgekehrt.
Das Problem für die Betreiber der schwerfälligen Großkraftwerke besteht inzwischen in der Menge des Sonnenstroms. In diesem Sommer könnte es zum ersten Mal passieren, daß sie an besonders sonnenreichen Tagen ihren Strom nicht mehr los werden, weil die Solaranlagen fast 50 Prozent des Bedarfs abdecken. Dann müssen sie ihre Anlagen aufwändig herunterfahren oder ihren Strom im benachbarten Ausland an Großabnehmer verschleudern. Mit Verlust, versteht sich. Daher derzeit das verbissene Gerangel in der CDU/CSU-FDP-Koalition zwischen Wirtschaftsflügel und Umweltpolitikern um den weiteren Ausbau der Solarenergie und daher die Medienkampagne um Vahrenholts Buch. Mit dem Klima hat das alles eigentlich herzlich wenig zu tun.
(wop)
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