Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 22.09.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Personalie: Major Tom to Ground Control

Sie nennen ihn »Major Tom«, wie in dem bekannten David-Bowie-Song. Denn Thomas Enders, Jahrgang 1958, der als Chef des Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS die Fusion mit dem Konkurrenten BAE Systems betreibt, wurde bei der Bundeswehr zum ­NATO-Fallschirmjäger ausgebildet und brachte es dort zum Reserveoffizier dieses Ranges. Schon während seines Wirtschafts-, Politik- und Geschichtestudiums in Bonn und Los Angeles war er Bundestagsassistent. 1985 wurde der aufstrebende Kader von der Forschungseinrichtung der Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU übernommen und promovierte 1987 mit einem Thema über die Militärpolitik der SPD.

1988, nun 30 Jahre alt, wurde er Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Bonn und Senior Research Associate am International Institute for Strategic Studies in London. Aber bereits im Jahr darauf berief ihn der damalige Bundesminister für Verteidigung, Gerhard Stoltenberg (CDU), in seinen Planungsstab. Von dort aus wurde Enders zwei Jahre später in eine strategische Position in der Luft- und Raumfahrt-Rüstungsproduk­tion, bei Messerschmidt-Bölkow-Blohm bzw. DASA lanciert – einen Job, in dem er den ersten Versuch einer Fusion mit British Aerospace unternahm. Der scheiterte und führte im Jahr 2000 zur Gründung der EADS. In dem neu entstandenen Konzernkonstrukt wurde Enders zunächst stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Chef der Rüstungssparte.


»Major Tom« – dessen »Ground Control« (Bodenstation) zwar lange Zeit in Deutschland verortet wurde, hat keine Berührungsängste zu Konkurrenten als potentiellen Partnern. So pflegte er sein Netzwerk besonders als langjähriger Vorsitzender (bis 2009) der »Atlantik-Brücke e.V., einer der wichtigsten deutsch-US-amerikanischen Lobbyorganisationen. Welche Rolle er Deutschland international zuspricht, wurde deutlich, als er – gerade zum Chief Executive Officer (CEO, entspricht dem Vorstandsvorsitzenden) der EADS ernannt – im vergangenen Jahr aus der CSU austrat. Die Presse ließ er dazu wissen, er habe sich mit der zögerlichen Haltung der Bundesregierung in Fragen Libyen-Krieg und Iran-Konflikt nicht abfinden können. (SM)

Mehr aus: Schwerpunkt