Aus: Ausgabe vom 26.11.2012, Seite 5 / Aktion
Halbe Wegstrecke
Am Sonnabend fand in der jW-Ladengalerie in Berlin eine außerordentliche Vollversammlung der »Linke Presse Verlags-, Förderungs- und Beteiligungsgenossenschaft junge Welt e. G.« (LPG junge Welt) statt. Die Tagung war nach dem offenenen Brief an die Leserinnen und Leser vom 6. Oktober (im Internet: www.jungewelt.de/ankuendigung/315.html) einberufen worden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von jW-Verlag und -Redaktion hatten darin über die existenzbedrohende ökonomische Lage der Zeitung informiert.
Es gehe darum, »Wege zu finden, um den Bestand der jungen Welt zu sichern«, erklärte eingangs LPG-Aufsichtsratsmitglied Heinzjürgen Hagenmüller, der 77 Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie vier Gäste begrüßen konnte. LPG-Vorstandvorsitzender Stefan Huth nannte die solidarische Reaktion auf den offenen Brief »überwältigend« und verwies darauf, daß der Genossenschaft seit der turnusgemäßen Vollversammlung am 23. Juni 113 neue Mitglieder beigetreten seien. Im Anschluß skizzierte Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer des jW-Verlages 8. Mai GmbH, dessen Mehrheitsgesellschafter die LPG ist, die aktuelle Situation der Zeitung. Er verwies noch einmal auf die am 6. Oktober genannten Ziffern. Das Defizit gefährde die Existenz der Zeitung. Andererseits sei offensichtlich, daß die junge Welt auf dem deutschen Medienmarkt gebraucht werde. Die Zeitung habe kontinuierlich Zuwächse erzielt, die aber nicht genügten, um Investitionen in Technik, Lohnerhöhungen oder Werbemaßnahmen zu finanzieren. Preissteigerungen und Einsparungen reichten nicht aus, um das ökonomische Fundament des Verlages zu stabilisieren. Dies und die Weiterentwicklung der Zeitung seien aber das Ziel des Aufrufs vom 6. Oktober gewesen. Dafür müßten, so Koschmieder, bis Januar 2013 sowohl mehr Abos für die Druck- und die Internetausgabe als auch mehr Umstiege von Sozial- auf Normal- bzw. von Normal- auf Solidaritätsabonnements erreicht werden – insgesamt rund 1500. Es gehe darum, den Abonnementbestand um diese Zahl real zu erhöhen trotz der noch nicht zu kalkulierenden Abgänge, die wie in der Vergangenheit vor allem zum Jahreswechsel zu erwarten seien. Sein Resümee: Die Hälfte der Wegstrecke sei geschafft. Werde das Ziel erreicht, könnten sich Zeitung und Verlag trotz aller Risiken mindestens im kommenden Jahr auf einer stabilen Grundlage weiterentwickeln.
In der Diskussion wurden verschiedene Themen angesprochen. So die Möglichkeit, jW-Leserinitiativen durch den LPG-Vorstand zu aktivieren, die ökonomischen Ergebnisse der vom Verlag herausgegebenen Musikzeitschrift Melodie & Rhythmus, die Möglichkeit einer Leserbefragung sowie juristische Verfahren gegen die jW.
Abschließend verabschiedete die Versammlung einstimmig ein sieben Punkte umfassendes Aktionsprogramm zur Unterstützung der Zeitung sowie mit jeweils einer Gegenstimme zwei Satzungsänderungen. Der Paragraph 14 sieht demnach künftig vor, daß bei mehr als 2000 LPG-Mitgliedern an die Stelle der Voll- eine Vertreterversammlung treten kann. Bisher war hier festgelegt, daß dies bei mehr als 1500 Mitgliedern bindend in Kraft tritt. Der Paragraph 36 über die Höhe der Geschäftsanteile von Genossenschaftern wurde so geändert, daß bei Beitritt nicht 100 von 500 Euro sofort zu zahlen sind, sondern 25 Euro. Die Einzahlungen auf den Geschäftsanteil können künftig binnen 24 Monaten nach Beitritt geleistet werden. Bisher sah die Satzung dafür ein Geschäftsjahr vor. (jW)
Es gehe darum, »Wege zu finden, um den Bestand der jungen Welt zu sichern«, erklärte eingangs LPG-Aufsichtsratsmitglied Heinzjürgen Hagenmüller, der 77 Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie vier Gäste begrüßen konnte. LPG-Vorstandvorsitzender Stefan Huth nannte die solidarische Reaktion auf den offenen Brief »überwältigend« und verwies darauf, daß der Genossenschaft seit der turnusgemäßen Vollversammlung am 23. Juni 113 neue Mitglieder beigetreten seien. Im Anschluß skizzierte Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer des jW-Verlages 8. Mai GmbH, dessen Mehrheitsgesellschafter die LPG ist, die aktuelle Situation der Zeitung. Er verwies noch einmal auf die am 6. Oktober genannten Ziffern. Das Defizit gefährde die Existenz der Zeitung. Andererseits sei offensichtlich, daß die junge Welt auf dem deutschen Medienmarkt gebraucht werde. Die Zeitung habe kontinuierlich Zuwächse erzielt, die aber nicht genügten, um Investitionen in Technik, Lohnerhöhungen oder Werbemaßnahmen zu finanzieren. Preissteigerungen und Einsparungen reichten nicht aus, um das ökonomische Fundament des Verlages zu stabilisieren. Dies und die Weiterentwicklung der Zeitung seien aber das Ziel des Aufrufs vom 6. Oktober gewesen. Dafür müßten, so Koschmieder, bis Januar 2013 sowohl mehr Abos für die Druck- und die Internetausgabe als auch mehr Umstiege von Sozial- auf Normal- bzw. von Normal- auf Solidaritätsabonnements erreicht werden – insgesamt rund 1500. Es gehe darum, den Abonnementbestand um diese Zahl real zu erhöhen trotz der noch nicht zu kalkulierenden Abgänge, die wie in der Vergangenheit vor allem zum Jahreswechsel zu erwarten seien. Sein Resümee: Die Hälfte der Wegstrecke sei geschafft. Werde das Ziel erreicht, könnten sich Zeitung und Verlag trotz aller Risiken mindestens im kommenden Jahr auf einer stabilen Grundlage weiterentwickeln.
In der Diskussion wurden verschiedene Themen angesprochen. So die Möglichkeit, jW-Leserinitiativen durch den LPG-Vorstand zu aktivieren, die ökonomischen Ergebnisse der vom Verlag herausgegebenen Musikzeitschrift Melodie & Rhythmus, die Möglichkeit einer Leserbefragung sowie juristische Verfahren gegen die jW.
Abschließend verabschiedete die Versammlung einstimmig ein sieben Punkte umfassendes Aktionsprogramm zur Unterstützung der Zeitung sowie mit jeweils einer Gegenstimme zwei Satzungsänderungen. Der Paragraph 14 sieht demnach künftig vor, daß bei mehr als 2000 LPG-Mitgliedern an die Stelle der Voll- eine Vertreterversammlung treten kann. Bisher war hier festgelegt, daß dies bei mehr als 1500 Mitgliedern bindend in Kraft tritt. Der Paragraph 36 über die Höhe der Geschäftsanteile von Genossenschaftern wurde so geändert, daß bei Beitritt nicht 100 von 500 Euro sofort zu zahlen sind, sondern 25 Euro. Die Einzahlungen auf den Geschäftsanteil können künftig binnen 24 Monaten nach Beitritt geleistet werden. Bisher sah die Satzung dafür ein Geschäftsjahr vor. (jW)
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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