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Aus: Ausgabe vom 14.02.2013, Seite 13 / Feuilleton

Nun ja

Im Spielfilm »Lamma shoftak« (When I Saw You, Forum) trotzt ein Elfjähriger seiner Mutter die Heimkehr nach Palästina ab. Er hat lange genug im behelfsmäßigen Elend eines jordanischen Flüchtlingscamps auf den Vater gewartet, türmt, macht Zwischenstation im Camp einer Guerillaeinheit, die Mutter kommt nach. Am Ende rennen beide über die Grenze. Nach Palästina. Ins Ungewisse wäre untertrieben. Der Film kann nicht billig gewesen sein. Er bietet ansehnliche Landschaften und einen munteren Tanz der Schnürstiefel. Leider muß am Ende dieses Tanzes vielsagend ein Gewehrlauf ins Bild baumeln. Und noch etwas betrüblicher ist die, nun ja, Lagerfeuerromantik. Es geht um Heimweh und andere große Gefühle. Die werden ständig in Sex und Gewalt übersetzt, aber immer nur andeutungsweise. Wie im TV-Familienfilm, für den man ja schwache Momente haben kann. Dann kommt einem vielleicht völlig gegenwärtig vor, daß der Junge – Ist das nicht Alain Delon als Kinderstar?! – unbedingt nach Hause muß, weil er sein eigenes Handtuch im Bad so vermißt. Im nächsten Moment wird einem klar: Der Film spielt 1967. Und daß der Junge quasi mit Ende 50 noch so an seinem Handtuch hängt, bricht einem das Herz. Für den Kopf soll die New York Times neulich den Dokfilm »The Gatekeepers« empfohlen haben, in dem sechs frühere Chefs des israelischen Inlandsgeheimnisses Verhandlungen mit Iran fordern, wenn ich das richtig verstanden habe, aber das hat mit der Berlinale ja nichts zu tun.

(xre)
»Lamma shoftak« Regie: Annemarie Jacir, Palästina/Jordanien/Arabische Emirate/Griechenland 2012, 93 min, 15.2.

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