Aus: Ausgabe vom 29.04.2013, Seite 13 / Feuilleton
Zeit, anstößig
Bei einer festlichen Gala auf Kampnagel in Hamburg mit 1200 Stück Prominenz überreichte Theo Sommer, bei der Zeit Editor at Large (Redakteur fürs Riesige), seinem stellvertretenden Chefredakteur Bernd Ulrich am Freitag abend den Henri-Nannen-Preis, Sparte Essay. Diese Prämierung hatte junge Welt schon am Freitag vorhergesagt – Ulrich ist Autor der Kampfschrift »Warum Deutschland Krieg führen darf, und muß«. Damit aber keine Zweifel aufkommen konnten, wurde der Zeit-Vize in der Reihenfolge der Preisverleihung vorgezogen. Die Jury, der Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo angehört, fand Ulrichs Zeit-Beitrag »Wer sind wir, heute« des Preises würdig. Ulrich sei »ein Freund klarer Worte, auch bei riskanten Themen«. Er schreibe deshalb Sätze wie diese: »›Das Gedenken an den Holocaust ist kein Gottesdienst, wo man jede Woche liturgische Worte murmelt. Zudem habe ich das Gefühl, das Deutschland es ganz gut macht mit Erinnerung und Verantwortung.‹«
Besonders lobenswert fand die Nannen-Jury Ulrichs Urteilskraft, die sich in Sätzen wiederfinde wie: »Deutschland soll Europa führen – zugleich häufen sich im Ausland die Nazi-Vergleiche. Junge Deutsche wollen sich nicht mehr schuldig fühlen müssen – zugleich fliegt in Bayreuth ein Russe aus dem Chor, weil er sich als Schüler eine Art Hakenkreuz auf die Brust tätowieren ließ.« Fazit der Jury: ein »Essay, der seine Leser verblüfft, anrührt und aufklärt. Es ist ein anstößiger Text, anstößig im besten Sinne«. Dem Autor gelinge es, »auf eine selten anzutreffende Weise das schwere Thema beherzt hin und her zu wenden und zu betrachten und so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.«
Die Jury hat ihre Sache so gut gemacht, daß die taz befand: »Nach zwei turbulenten Jahren verlaufen die Nannen-Preise dieses Mal skandalfrei.« (ok)
Besonders lobenswert fand die Nannen-Jury Ulrichs Urteilskraft, die sich in Sätzen wiederfinde wie: »Deutschland soll Europa führen – zugleich häufen sich im Ausland die Nazi-Vergleiche. Junge Deutsche wollen sich nicht mehr schuldig fühlen müssen – zugleich fliegt in Bayreuth ein Russe aus dem Chor, weil er sich als Schüler eine Art Hakenkreuz auf die Brust tätowieren ließ.« Fazit der Jury: ein »Essay, der seine Leser verblüfft, anrührt und aufklärt. Es ist ein anstößiger Text, anstößig im besten Sinne«. Dem Autor gelinge es, »auf eine selten anzutreffende Weise das schwere Thema beherzt hin und her zu wenden und zu betrachten und so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.«
Die Jury hat ihre Sache so gut gemacht, daß die taz befand: »Nach zwei turbulenten Jahren verlaufen die Nannen-Preise dieses Mal skandalfrei.« (ok)
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