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Aus: Ausgabe vom 06.05.2013, Seite 12 / Feuilleton

Im Außenhandel

Das Schweriner Filmfest 2013 ist zu Ende
Von Uli Grunert
Als das Schweriner Filmfest 1991 begann, war es eine Mischung aus Kopf- und Bauchgeburt. Zwei Veranstalter hatten sich da zusammengerauft, die höchst unterschiedliche Interessen verfolgten. Der frisch gegründete und weitgehend mittellose Mecklenburg-Vorpommern Film-Verein unter der Führung der DEFA-Dokfilmer Heinz Brinkmann und Dieter Schumann konnte mit der Bundeszentrale für Politische Bildung einen finanzkräftigen Co-Veranstalter umarmen. Während die Filmemacher eine neue Abspielplattform für ihre nun in Eigenverantwortung produzierten »sozial engagierten Filme« suchten, ging es der Bonner Institution um politische »Bildungsprozesse ohne pädagogischen Zeigefinger«, die sich wenig nach ästhetischen Gesichtspunkten ausrichten sollten. Trotz dieser unterschiedlichen Interessen war das Fest in seiner einmaligen Mischung aus Liebenswürdigkeit, organisatorischer Inkompetenz und überschäumender Gastfreundschaft bald ein Geheimtip für Filmemacher aus Ost und West. Besonders die Ausrichtung auf deutschsprachige Spielfilmproduktionen brachte Schwerin schnell in eine Liga mit alteingesessenen Westfestivals wie Hof oder Saarbrücken.

Als 1995 Festivaldirektor Karl Heinz Lotz »Kraft durch die Schönheit häßlicher Filme« in das Programm einbringen wollte, verabschiedete sich die Bundeszentrale als Co-Organisator. Von nun an wurden die Budgets knapper. Heute werden neue Filme aus Österreich und der Schweiz nur noch selten gezeigt. Auch das Wettrennen mit Hof und Saarbrücken ist zu Ende. Das Festival nennt sich seit 2007 Filmkunstfest MV, im Mittelpunkt steht die Vermarktung des Bundeslandes. Die schönen Landschaften sollen möglichst viele potente Filmemacher und Produktionsfirmen in den Norden locken, die leeren Kassen zu füllen.


Beim am Sonntag beendeten Festival war der interessanteste Meck-Pomm-Film Lutz Pehnerts neunzigminütige Dokumentation »Die Außenhändler« über die Exportabteilung der DDR-Planwirtschaft. Das Festival gewonnen hat ein Spielfilm, der im geheimen Geldland Schweiz spielt: »Draußen ist Sommer« von Friederike Jahn ist die Geschichte einer 14jährigen, deren Familie in das Land hinter den sieben Bergen zieht, wo angeblich alles besser werden soll. Doch Familien sind dazu da, daß man sich ärgert und beleidigt. Hauptdarstellerin Maria Victoria Dragus bekam den Preis für die beste Nachwuchsschauspielerin. »Die Entscheidung fiel uns sehr leicht. Wir trafen sie in wenigen Minuten«, sagte die Juryvorsitzende Sheri Hagen.

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