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Aus: Ausgabe vom 08.05.2013, Seite 13 / Feuilleton

Jubel der ­Woche

Gans, Ernst, ­Moebius
Von Jegor Jublimov
Den ziemlich faulen und sehr verfressenen Gänserich Franz Gans erblickten die US-amerikanischen Zeitungsleser morgen vor 75 Jahren erstmals in einem Zeitungsstrip von Walt Disney. Der Vetter von Donald Duck ging diesem gehörig auf die Nerven und trat mit ihm auch in einem Trickfilm auf. Zu deutschen Lesern kam er erst in den fünfziger Jahren, etwas später als sein Namensvetter Gustav Gans. Deshalb heißt er auch Franz, denn sein amerikanischer Name Gus Goose bedeutet ja Gustav Gans, und den hatte die Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte, Dr. Erika Fuchs, schon an Gladstone Gander vergeben, den ewigen Glückspilz (dessen erstes Erscheinen sich im Januar zum 65. Mal jährte). So wurde aus Gus um des Reimes Willen ein Franz. Als Donald ihn losgeworden war, ging Franz zu Oma Duck, als deren Knecht er sich auf ihrer Farm nicht eben totrackerte. Aber Oma (von ihr mehr zu ihrem Jubiläum im September) macht sowieso lieber alles alleine.

Disney hat – das weiß man heute – die wenigsten seiner Figuren selbst entwickelt. Das machten im Falle von Franz Gans in erster Linie Carl Barks und Al Taliaferro, zwei Comic-Zeichner der Extraklasse. Ein klasse Zeichner ist auch Hans-Eberhard Ernst, der am Sonnabend seinen 80. Geburtstag begehen kann. Wenn man anerkennt, daß Comics aus der Tradition eines Wilhelm Busch kamen, ist auch Ernst ein Comic-Zeichner. Er illustrierte die herrlichen modernen Max-und-Moritz-Abenteuer, die Hansgeorg Stengel für die Bücher des LeiV-Verlags erfand. Und für diesen Verlag schuf er auch die phantasievolle Optik für das Universum der »Smaragdenstadt«. Der Berliner, der ab Mitte der fünfziger Jahre vor allem als Gebrauchsgrafiker arbeitete, schuf auch eine Figur, die wohl jeder DDR-Bürger kannte: das Telelotto-Männchen, das so manchem das kleine oder große Glück brachte. Daß er auch ein exzellenter Porträtkarikaturist ist, zeigte er u.a. im »Dicken Ernst-Röhl-Buch« des Eulenspiegelverlags.


Einen ganz anderen Stil vertrat der vor einem Jahr verstorbene Franzose Jean Giraud, der heute 75 Jahre alt geworden wäre. So realistisch er mitunter auch zeichnete, um so surrealistischer waren viele seiner Geschichten, worin er sich mit dem Kultregisseur Ajejandro Jodorowsky traf, dessen Geschichten er als Comicalben umsetzte. Die zeichnete er unter dem Pseudonym Moebius, unter dem er berühmt wurde und das er in Verehrung für den deutschen Mathematiker August Ferdinand Möbius wählte. Auch als Verleger arbeitete Giraud und erfand das auch in der BRD erfolgreiche Comic-Magazin Schwermetall.

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