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Aus: Ausgabe vom 17.08.2013, Seite 16 / Aktion

Unbesiegbar nur geeint!

Lehren aus dem Putsch in Chile vor 40 Jahren. Veranstaltungsreihe der Tageszeitung junge Welt
Von Dietmar Koschmieder
Der 11. September hat in der BRD wie in der DDR viele Menschen politisch geprägt. Wie damals im Jahre 1973 die sozialistische Regierung von Salvador Allende durch eine faschistische Mörderbande weggeputscht wurde, war exemplarisch: Die rechten Militärs um Pinochet hätten ihre Verbrechen ohne direkte Anleitung und Zusammenarbeit mit westlichen Regierungen und Konzerne niemals erfolgreich begehen können. Letztere brauchten den Putsch, um allen linken Bewegungen weltweit klarzumachen, was sie dulden und was nicht. Auch wenn es nicht immer die gleichen Methoden waren, haben sie diese Grenzen schon vorher und auch danach immer wieder aufgezeigt, beispielsweise nach der Nelkenrevolution 1974 in Portugal. Schon deshalb darf die Geschichte – und die Konsequenzen, die aus ihr zu ziehen sind – nicht von ihnen definiert werden. Um uns und unsere Geschichte müssen wir uns schon selbst kümmern, und zwar international.

Die junge Welt macht dies nicht nur in und mit ihrer Zeitung, sondern nutzt anläßlich des 40. Jahrestages des Putsches die eigene Ladengalerie und andere Orte, um sozusagen ein junge-Welt-Spezial unter dem Motto »Hommage für Salvador Allende und die im Kampf gegen Pinochet gefallenen« zu präsentieren. »Es gibt kein Vergessen«, heißt eine spannende und einmalige Ausstellung, in der Werke von fünf Künstlern der DDR gezeigt werden. Willi Sitte, Dietmar Gubsch, Heidrun Hegewald, Roland Paris und Walter Womacka beschäftigen sich in und mit ihren Werken zeitnah mit dem faschistischen Putsch. Die Ausstellung wird am Dienstag, den 20. August, um 19 Uhr in der Ladengalerie mit Dr. Peter Michel und Lautaro Valdes eröffnet und ist dort bis zum 30. Oktober zu sehen.

Am Samstag, den 7. September, findet in der jW-Ladengalerie eine ganztägige Themenkonferenz statt. Jorge Insunza Becker, Werner Röhr, Günter Pohl, Karlheinz Möbus und Carsten Söder referieren und diskutieren über »Chile – der parlamentarische Weg zum Sozialismus: Konsequenzen für die neue Bewegung in Lateinamerika«. Sie beginnt um 10 Uhr, eine Voranmeldung ist erforderlich.

Am Mittwoch, den 11. September, lädt die junge Welt zu Liedern, Lesung, Film in die Berliner Wabe ein. Das hochkarätige Konzert wird vom klassischen Gitarristen Nicolás Rodrigo Miquea sowie dem Multiinstrumentalisten José Miguél Marquez in Begleitung des Konzertpianisten David Sandoval bestritten. Die Schauspielerin Jennipher Antoni wird Texte des chilenischen Nobelpreisträgers Pablo Neruda vortragen. Außerdem werden Ausschnitte aus Filmen der Bibliothek des Widerstands zum Thema Chile gezeigt. Der Kartenvorverkauf hat begonnen.


Die umfassendste Filmdokumentation zum Putsch in Chile, seine Vorgeschichte und Folgen bietet die in Kooperation mit der jungen Welt vom Laika-Verlag herausgegebene Bibliothek des Widerstands. Bereits erhältlich ist die Schlacht um Chile (Band 7 mit den drei Filmen von Patricio Guzmán) und MIR – die Revolutionäre Linke Chiles (Band 11). Bis Ende September werden drei weitere Bände zum Thema erscheinen: Salvador Allende und die Unidad Popular (Band 28 mit sechs Filmen), Diktatur und Widerstand in Chile (Band 29 mit acht Filmen, darunter der komplette Chile-Zyklus der DDR-Dokumentarfilmer Walter Heynowski und Gerhard Scheumann) sowie Postdiktatur und soziale Kämpfe in Chile (Band 30 mit drei Filmen, die sich vor allem mit den Nachwirkungen der chilenischen Militärdiktatur beschäftigen). Außer Band 11 (19,90 Euro) kosten alle Bände im Einzelverkauf 29,90 Euro. Wer die Bibliothek allerdings abonniert, erhält grundsätzlich jeden Film für 19,90 Euro und kann noch lieferbare bereits erschienene Bände (und alle künftigen) ebenfalls zu diesem Sonderpreis bestellen. Alleine bei den fünf Chile-Bänden kann man so 40 Euro sparen. Ein Abo kann nur über die junge Welt bestellt werden.

Auch in der Zeitung selbst wird das Thema in den nächsten Wochen eine wichtige Rolle spielen. In der Wochenendausgabe vom 31. August / 1. September wird neben dem Beilagenschwerpunkt Weltfriedenstag eine achtseitige Sonderbeilage zum 40. Jahrestag des Putsches in Chile offeriert.

Immer wieder versuchen Politiker wie Vera Lengsfeld oder gar der Innenminister mit seinem Verfassungsschutzbericht der jungen Welt Nachhilfe in Sachen Demokratie zu geben. Nachdem vor 40 Jahren die Militärs in Chile mit Hilfe von CIA und Konzernen wie ITT putschten, hinderte das deren Parteifreunde und Leute wie Franz Josef Strauß keineswegs, Pinochet ihre Aufwartung zu machen, obwohl der lapidar erklärte, Demokratie müsse gelegentlich in Blut gebadet werden. Strauß kommentierte den Putsch vor 40 Jahren mit den Worten: »Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.« Mit der Veranstaltungsreihe der jungen Welt soll aber nicht nur an die Verbrechen erinnert werden, sondern auch an die Option der Unidad Popular, daß unter Demokratie ja auch tatsächlich eine Herrschaft des Volkes verstanden werden könnte.

Informationen zu diesen und Veranstaltungen zum Thema Chile finden Sie unter www.jungewelt.de/chile

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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