Aus: Ausgabe vom 26.09.2013, Seite 12 / Feuilleton
Schalldämpfer
Von Wiglaf Droste
Klaus lenkte den Elektro-Van sicher durch Köln-Nippes. Nikolaus wollte in sein Atelier, endlich wieder malen, aber als sie an seinem Haus vorbeikamen, sagte er nur leise zu Klaus: »Fahr bitte einfach weiter.« Drei Angehörige der Zivilbullerei hatten sich betont unauffällig versteckt, waren Nikolaus also sofort aufgefallen. Den vieren im Auto fiel ein, was sie völlig vergessen hatten: daß sie als »Kommando Leise Welt« oder wahlweise auch als »Schalldämpferbande« immer noch polizeilich gesucht wurden.
»Das ist jetzt ein bißchen blöd«, sagte Nikolaus an der übernächsten Ecke. »Ich würde wirklich gern richtig malen. Skizzenblöcke sind ja gut und schön, aber auf Dauer unbefriedigend.«
»Du könntest mit zu mir kommen«, bot Vincent an. »In meinem Gartenhaus hängen diese Schnüffelanten bestimmt noch nicht rum. Du hast da deine Ruhe, einen Garten und eine Hütte, Lektüre für die nächsten zweihundert Jahre, gutes Futter und einen Weinkeller zu deiner Verfügung.«
»Danke.« Nikolaus war im Ernst gerührt, wollte die großzügige Offerte aber dennoch nicht annehmen. »Ich habe ja auch noch eine Familie«, wandte er ein, »und die hat mich jetzt schon sehr lange nicht gesehen.« Plötzlich fühlte jeder der vier gestandenen Rabauken Heimweh nach Frau und Kindern.
»Anrufen kannst du auch nicht«, sagte Franz. »Die Leitungen sind nicht sauber, die Spitzel hängen überall drin. In der Elektropost stecken sie auch. Manchmal«, sinnierte er, »frage ich mich, was die Deutschen eigentlich gegen die Stasi haben. Es ist doch alles voll davon, die heißen nur anders.«
»Die Zonis haben gewonnen«, gab Klaus zu bedenken. »Die haben 1990 das Regiment übernommen. Seitdem steht man überall Schlange, und das Wahlrecht hat sich in eine Wahlpflicht verwandelt. Fehlt nur noch, daß sie einen abholen am Wahltag.« Er lachte, aber so richtig fröhlich klang es nicht.
»Wenn man von Lemuren wie Kai Diekmann angepetert wird, zur Wahl latschen zu müssen, ist wirklich Schluß.« Franz wurde apodiktisch. »Und Kompetenzler wie Beckenbauer und Philipp Lahm liegen einem auch mit ›Demokratie‹ in den Ohren. Es ist nicht zu fassen.«
»Bon.« Nikolaus kam zum Kern der Situation zurück. »Was machen wir?«
»Das ist jetzt ein bißchen blöd«, sagte Nikolaus an der übernächsten Ecke. »Ich würde wirklich gern richtig malen. Skizzenblöcke sind ja gut und schön, aber auf Dauer unbefriedigend.«
»Du könntest mit zu mir kommen«, bot Vincent an. »In meinem Gartenhaus hängen diese Schnüffelanten bestimmt noch nicht rum. Du hast da deine Ruhe, einen Garten und eine Hütte, Lektüre für die nächsten zweihundert Jahre, gutes Futter und einen Weinkeller zu deiner Verfügung.«
»Danke.« Nikolaus war im Ernst gerührt, wollte die großzügige Offerte aber dennoch nicht annehmen. »Ich habe ja auch noch eine Familie«, wandte er ein, »und die hat mich jetzt schon sehr lange nicht gesehen.« Plötzlich fühlte jeder der vier gestandenen Rabauken Heimweh nach Frau und Kindern.
»Anrufen kannst du auch nicht«, sagte Franz. »Die Leitungen sind nicht sauber, die Spitzel hängen überall drin. In der Elektropost stecken sie auch. Manchmal«, sinnierte er, »frage ich mich, was die Deutschen eigentlich gegen die Stasi haben. Es ist doch alles voll davon, die heißen nur anders.«
»Die Zonis haben gewonnen«, gab Klaus zu bedenken. »Die haben 1990 das Regiment übernommen. Seitdem steht man überall Schlange, und das Wahlrecht hat sich in eine Wahlpflicht verwandelt. Fehlt nur noch, daß sie einen abholen am Wahltag.« Er lachte, aber so richtig fröhlich klang es nicht.
»Wenn man von Lemuren wie Kai Diekmann angepetert wird, zur Wahl latschen zu müssen, ist wirklich Schluß.« Franz wurde apodiktisch. »Und Kompetenzler wie Beckenbauer und Philipp Lahm liegen einem auch mit ›Demokratie‹ in den Ohren. Es ist nicht zu fassen.«
»Bon.« Nikolaus kam zum Kern der Situation zurück. »Was machen wir?«
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