Aus: Ausgabe vom 10.05.2014, Seite 16 / Aktion
Am 1. Mai zum ersten Mal
Wirklich keine Kleinigkeit, denn die beste Zeitung nützt nichts, wenn sie nicht ausreichend beachtet wird. Beachten aber kann man nur das, was man zuvor entdeckt hat. In den letzten Tagen gab es sehr viele solcher Entdeckungen, wie sie zum Beispiel Frauke M. gemacht hat: Sie ruft in der Redaktion an und teilt mit, daß sie die Zeitung im Briefkasten gefunden habe und überrascht von ihrem Inhalt sei. Sie fragt nach, ob man sie tatsächlich drei Wochen lang kostenlos probelesen kann. Thomas W. schreibt uns: »Durch Zufall bekam ich Ihre Ausgabe in die Hand. Ich fand den Inhalt sehr informativ. Daher möchte ich gern von Ihrem großzügigen Testabo Gebrauch machen. Ich bitte Sie aber, meine Daten nicht zu Werbezwecken weiterzureichen.« Natürlich bleiben sämtliche Daten im Haus! Und die Probeleser, die uns einen Anruf erlauben, können sicher sein, daß es die Kollegen vom Aktionsbüro sind, die einiges zur Zustellqualität und Meinung zum Inhalt wissen wollen – aber auch, ob ein Abonnement nach der Probelieferung in Frage kommt. Denn so eine Zeitung wie die junge Welt kann nur überleben, wenn sie inhaltlich, mit journalistischer Qualität und klarem Standpunkt überzeugt. Und zwar so gut, daß ein bezahltes Abonnement bestellt wird. Mittlerweile haben uns viele Probeabos erreicht, die eindeutig von dieser Verteilaktion herrühren. Manche gehen gar nicht diesen Umweg, sondern abonnieren sofort. Auch der Kioskverkauf steigt deutlich an. Die Aktion war also organisatorisch und ökonomisch ein voller Erfolg.
Sie fand zum zweiten Mal statt, im letzten Jahr konnten wir uns aber viel mehr Zeit für die Vorbereitung nehmen. Diesmal blieben wegen der vorhergehenden Kampagne nur wenige Wochen, um Bestellungen und Transportlogistik zu organisieren. Viele vom vergangenen Jahr haben wieder mitgemacht, neue Unterstützer kamen hinzu. Insgesamt waren 176 Bestelladressen von Kiel bis Basel zu beliefern, von denen ausgehend dann deutlich über 200 Orte erreicht wurden. So schreibt uns Ulf von einer Unterstützergruppe aus Königswusterhausen (KW), daß dort mit der Lieferung von 2000 Zeitungen nicht nur die 1.Mai-Kundgebung in KW bedient wurde, sondern zehn Unterstützer die Ausgabe auch in einer Reihe von kleineren Orten rund um KW verteilten (siehe Fotos). Besonders gut haben die Aktivisten aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen diese Art von interner Weiterverteilung organisiert. Da für jede der Lieferadressen oft drei bis fünf Helfer für die Verteilung bereit standen, kann man davon ausgehen, daß 600 bis 800 Aktivisten diesen großartigen Erfolg möglich gemacht haben. Die meisten haben signalisiert, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.
Möglich wurde der Erfolg auch, weil die Redaktion der jungen Welt am 29. April die Ausgabe für den nächsten Tag vorzeitig zum Druck geben konnte. In der Druckerei arbeiteten die Kolleginnen und Kollegen dann besonders konzentriert an Druck und Konfektionierung. So war alles pünktlich fertig und über Nacht konnten die 176 Bestelladressen angesteuert werden. Allerdings gab es auch in diesem Jahr wieder Pannen: Vier Orte wurden nicht oder nicht rechtzeitig erreicht! Auch das werden wir mit unserem Transportdienstleister auswerten, damit im nächsten Jahr möglichst alle Bestellungen ihr Ziel erreichen! Denn jede verteilte Zeitung, jedes Probeabo, jeder neue Kioskverkauf zählt – und jeder neue Abonnent hilft nicht nur ökonomisch, sondern vielleicht ja auch bei der nächsten Aktion!
Herzlichen Dank an alle, die an diesem Erfolg mitgewirkt haben!
Verlag, Redaktion, Genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!