Aus: Ausgabe vom 18.06.2014, Seite 3 / Schwerpunkt
Kurden übernehmen Ölmetropole Kirkuk
In einem Interview mit der britischen BBC hat der Ministerpräsident der autonomen Kurdenregion im Irak, Neschirvan Barsani, die Dreiteilung des Irak als »beste Lösung« für die aktuelle Krise im Land bezeichnet. Irak »vor Mossul« und »nach Mossul« sei nicht mehr der gleiche Irak, sagte er. Erste Priorität für die Kurden sei jetzt nicht, der irakischen Regierung in Mossul zu helfen, sondern »die kurdische Region zu schützen«. Die irakische Armee sei nicht dazu in der Lage, die Stadt im Norden wieder einzunehmen.
Sunniten müßten in den Prozeß einer politischen Lösung einbezogen werden. Die Rolle von ISIL sei nicht zu leugnen, doch sei die Entwicklung in Mossul vor allem »die Folge einer falschen Politik in Bagdad«, sagte Barsani. Die Sunniten fühlten sich von der schiitisch dominierten Regierung Nuri Al-Maliki drangsaliert und hätten sich deswegen erhoben. Für den Premier sehe er keine politische Zukunft mehr im Irak. »Es gibt kein Vertrauen mehr in Maliki«, so der Kurdenpolitiker. Er halte das kurdische Modell für das beste Vorbild auch für die Sunniten, so Barsani. »Sie müssen entscheiden, was sie wollen. Aus unserer Sicht wäre der beste Weg für sie eine sunnitische Region, wie wir sie in Kurdistan haben.«
Die kurdische Autonomieregierung hat von dem Vorstoß von Kampfverbänden in Mossul profitiert. Unmittelbar, nachdem ISIL und irakische Verbündete die Stadt eingenommen hatten, marschierten kurdische Peschmerga-Truppen in Kirkuk ein, wo sich die zweitgrößten Ölfelder des Irak befinden. Seit Entdeckung des Öls haben die Kurden die Kontrolle über die Metropole gefordert, die sie als Teil des irakischen Kurdistans sehen. Unter Saddam Hussein waren viele Kurden aus Kirkuk in andere Landesteile umgesiedelt worden. Die neue irakische Verfassung sieht ein Referendum der Bewohner von Kirkuk vor, ob sie sich den kurdischen Autonomiegebieten anschließen oder weiter von der Zentralregierung in Bagdad regiert werden wollen.
Um das Ergebnis zu den eigenen Gunsten zu wenden, waren kurdische Familien von der Regionalregierung nach 2003 ermuntert worden, sich in Kirkuk anzusiedeln. USA und die UNO rieten wiederholt, das Referendum zu verschieben, um keinen innerirakischen Krieg zu riskieren. Nun ist es unwahrscheinlich, daß die kurdische Regionalregierung die Kontrolle über die Ölstadt wieder abgeben wird.
(kl)
Sunniten müßten in den Prozeß einer politischen Lösung einbezogen werden. Die Rolle von ISIL sei nicht zu leugnen, doch sei die Entwicklung in Mossul vor allem »die Folge einer falschen Politik in Bagdad«, sagte Barsani. Die Sunniten fühlten sich von der schiitisch dominierten Regierung Nuri Al-Maliki drangsaliert und hätten sich deswegen erhoben. Für den Premier sehe er keine politische Zukunft mehr im Irak. »Es gibt kein Vertrauen mehr in Maliki«, so der Kurdenpolitiker. Er halte das kurdische Modell für das beste Vorbild auch für die Sunniten, so Barsani. »Sie müssen entscheiden, was sie wollen. Aus unserer Sicht wäre der beste Weg für sie eine sunnitische Region, wie wir sie in Kurdistan haben.«
Die kurdische Autonomieregierung hat von dem Vorstoß von Kampfverbänden in Mossul profitiert. Unmittelbar, nachdem ISIL und irakische Verbündete die Stadt eingenommen hatten, marschierten kurdische Peschmerga-Truppen in Kirkuk ein, wo sich die zweitgrößten Ölfelder des Irak befinden. Seit Entdeckung des Öls haben die Kurden die Kontrolle über die Metropole gefordert, die sie als Teil des irakischen Kurdistans sehen. Unter Saddam Hussein waren viele Kurden aus Kirkuk in andere Landesteile umgesiedelt worden. Die neue irakische Verfassung sieht ein Referendum der Bewohner von Kirkuk vor, ob sie sich den kurdischen Autonomiegebieten anschließen oder weiter von der Zentralregierung in Bagdad regiert werden wollen.
Um das Ergebnis zu den eigenen Gunsten zu wenden, waren kurdische Familien von der Regionalregierung nach 2003 ermuntert worden, sich in Kirkuk anzusiedeln. USA und die UNO rieten wiederholt, das Referendum zu verschieben, um keinen innerirakischen Krieg zu riskieren. Nun ist es unwahrscheinlich, daß die kurdische Regionalregierung die Kontrolle über die Ölstadt wieder abgeben wird.
(kl)
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