Keine diplomatische Lösung am Golf
In der Krise zwischen den Vereinten Nationen und Irak zeichnet sich weiter keine diplomatische Lösung ab. Der irakische UN-Botschafter Nisar Hamdun lehnte am Montag abend in New York ein Angebot der USA ab, das eine Ausweitung der Hilfslieferungen für die irakische Bevölkerung vorsah, wenn im Gegenzug die UN-Inspektoren ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Die Regierung in Bagdad wolle vom Sicherheitsrat und der Sonderkommission zu Irak Garantien, daß die Sanktionen bald aufgehoben würden, sagte Hamdun.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird sich heute wieder mit der Situation in Irak beschäftigen, wie UN- Sprecher Fred Eckhard mitteilte. Der Leiter der Inspektoren, die die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen überwachen sollen, Richard Butler, habe dies beantragt. Bei der Sitzung soll es um die Frage gehen, wie das irakische Waffenprogramm noch überwacht werden kann, nachdem jetzt praktisch alle Inspektoren aus dem Land abgezogen wurden. Die UN-Sonderkommission zu Irak könne frühestens am Freitag zusammenkommen, ein genauer Termin für deren Sitzung stehe aber noch nicht fest, sagte Eckhard.
Unterdessen haben die Vereinten Nationen die Beobachtungsflüge über Irak trotz der Abschußdrohung wieder aufgenommen. Ein US-amerikanisches Aufklärungsflugzeug vom Typ U-2 überflog am Dienstag Irak, ohne daß es zu einem Zwischenfall gekommen wäre, wie ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums in Washington mitteilte. Es war der zweite U-2-Flug über Irak, seit Präsident Saddam Hussein die Ausweisung der amerikanischen UN-Waffeninspektoren anordnete und der erste, nachdem sie das Land verlassen haben. Gleichzeitig hatte die irakische Führung damit gedroht, amerikanische Aufklärungsflugzeuge abzuschießen.
Der irakische Vize-Regierungschef Tarik Asis ist am Dienstag mit dem russischen Außenminister Jewgeni Primakow zu Gesprächen über die Irak-Krise zusammengetroffen. Asis wolle bei seinem eintägigen Aufenthalt Klarheit über die Haltung Moskaus in dem Konflikt erhalten, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Kreise der irakischen Botschaft. Die US- Zeitung Washington Post hatte am Dienstag gemeldet, Primakow werde nach Bagdad reisen und leicht abgeänderte Vorschläge für die Wiederaufnahme der UN- Abrüstungsinspektionen in Irak unterbreiten.
AP/AFP/jW
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