Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 01.11.2014, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

»Ich bedauere alle Völker, die den Machtansprüchen der Großmacht USA ausgeliefert sind. So werden weltweit Terroristen produziert.«

Kritik bleibt unverändert

Zu jW vom 27.10.: »Linke auf Versöhnungskurs«

Die Kommunistische Plattform (KPF)in der Partei Die Linke ist mitnichten, wie hier geschrieben wird, »auf eine Unterstützung der Koalitionspläne« eingeschwenkt. Unsere Kritik am Umgang des Landesvorstandes mit der Geschichte ist unverändert. Das zeigt sich an unserer Mitwirkung am
Beschlussentwurf zur Aufarbeitung des Unrechts in beiden deutschen Republiken.

Am 8. November 2014 findet eine Landesversammlung der KPF Thüringen statt. Auf dieser wird die Landesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow ihre Positionen darlegen und wir die unsere. Auch wenn sich die Situation geändert hat: Unsere Position bleibt.

Jochen Traut, Erfurt (Landessprecher der KPF Thüringen)

 

Stabilitätsfaktor für den Westen

Zu jW vom 27. Oktober: »Iran: 26jährige hingerichtet«

Die Nachricht von der Hinrichtung der 26jährigen Rejhaneh Dschabbari im Iran hat in der Welt für große Empörung gesorgt. Und das mit Recht!

Aber wo bleibt der Protest gegen Saudi-Arabien, wenn dort fast wöchentlich Menschen wegen geringer Vergehen öffentlich geköpft werden? Das wird  einfach so hingenommen und ist im großen Blätterwald keine Zeile wert. Ach ja, Saudi-Arabien ist doch nach der Meinung unserer Kanzlerin und ihres Außenministers ein zu unterstützender Stabilitätsfaktor in dieser Region und ein devisenreicher Abnehmer für deutsche Waffen.

Michael Brix, per E-Mail

 

Die Enkel werden uns verfluchen

Zu jW vom 24. Oktober: »Klimaschutz Nebensache«

Mal abgesehen davon, dass die Nominierung des Spaniers und Öl-Lobbyisten Miguel Arias Canete ein exorbitant schlechter Scherz ist, nur mal ein paar Ergänzungen zu den Fakten von Wolfgang Pomrehn: Ein Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) stellte Anfang September 2014 fest:

o Mit 396 ppm (Partikel pro Million Luftteilchen) erreichte die CO?-Konzentration 2013 ein Rekordhoch.

o Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr verlief sehr steil, warnt die WMO.

o Die hohen Treibhausgasmengen führen zu einer zunehmenden Versauerung der Ozeane. Das bedroht viele Organismen.

(...) Ob nun der jährliche Anstieg von CO2 weiterhin bei rund 3 ppm liegen wird (früher lag der Anstieg bei 1,5 bis 2 ppm) ist zugegebenermaßen etwas spekulativ, aber eher wahrscheinlich. Dividiert man nun das Restkontingent von 54 ppm durch 3 ppm pro Jahr, so verbleiben noch 18, vielleicht aber auch 25 Jahre. Das heißt, dass in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts die Schwelle erreicht sein wird, ab der eine globale Temperaturerhöhung oberhalb von 2 °C erwartet wird. Ein Punkt, eventuell ein »point of no return«, ab dem ein sich durch positive Rückkopplungseffekte selbst verstärkender Treibhauseffekt einsetzen könnte.

Einer dieser Rückkopplungseffekte ist eben auch die Versauerung der Meere, die »so schnell voranschreitet wie seit 300 Millionen Jahren nicht mehr« (WMO). (...) Die meisten Politiker bzw. das politische Personal haben kein Interesse und denken auch nicht - sie werden gedacht. Spätestens unsere Enkel werden uns, die heutige und dafür verantwortliche Generation, verfluchen.

Ulrich Becker, Alfter

 

Eklektische Suppe

Zu jW vom 18./19. Oktober: »Geist und Kosmos«

Die derzeitigen Probleme und Widersprüche in den grundlegenden Naturwissenschaften, wie z. B. Kosmologie und Hirnforschung, geben Anlass zu allerlei Privattheorien, Spekulationen und natürlich auch ernsthaften Einwänden. Kurt Darsow hat sich, zugegebenermaßen flott geschrieben, mit diversen, mundgerechten Stücken in dieser »eklektischen Suppe« bedient. Und zwar so, dass er erst mal den Dialektischen Materialismus wegwischen muss, um dann doch noch zur Entdeckung der gesellschaftlichen Natur des Menschen gelangen zu können. Für ihn mag letzteres eine neue Erkenntnis sein. Wie das eine (Natur) mit dem anderen (Mensch) zusammenhängen mag? Dialektik darf ja nicht dahinterstecken - also muss es nach Darsow so etwas wie das Prinzip der Einzigartigkeit geben! Punktum: Liebe Redaktion, Eurem Nachholbedarf im Bereich Naturwissenschaft und Technik kann auch wesentlich kompetenter - und lehrreicher - begegnet werden.

Elmar Witzgall, per E-Mail

Unverständnis

Zu jW vom 18./19. Oktober: »Geist und Kosmos«

Irritierend, solch einen Beitrag in der jungen Welt zu lesen, die sich als »marxistisch« versteht. Seine Quintessenz ist, dass »die Welt« nicht verstehbar sei. Der Autor verpackt Mystizismus in seine »Erklärung« der Physik und der Mathematik, die auf Unverständnis beruht, und er knüpft an das »Unwohlsein« gegenüber rationalen Wissenschaften an. In seinem Unverständnis erfindet er der Mathematik, der Physik, der Evolutionsbiologie einen »Determinismus« - ihm scheint grundlegendes Verständnis der Physik, der Mathematik (dort auch vor allem der Wahrscheinlichkeitsrechnung) zu fehlen.

Dass die Mathematik die Wissenschaft der »Berechenbarkeit« sei, ist Schulwissen, genauer: schlechtes Schulwissen. Die Mathematik ist eine Sprache, um Gedanken, um Wissen über Zusammenhänge auszutauschen. Die Mathematik ist auch ein Werkzeug, neue Zusammenhänge aufzudecken, indem sie Modelle einführt und Verfahren. »Berechenbarkeit« ist Mathematik für Handwerker, also nützlich und hilfreich. Im von Darsow angeführten Zusammenhang ist Mathematik jedoch anderes: Sprache und Hilfsmittel um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Indem er diesen Kern der Mathematik unterschlägt, wissentlich oder aus Unwissen, reduziert er die Erkenntnisfähigkeit des Menschen auf was? Auf »Meditation«?

Ähnlich mit der Physik (...) »Urknall«, »dunkle Materie«, »Stringtheorie« - in der Annahme, dass jW-Leser genausowenig davon wissen wie er, wirft er Schlagwörter ins Blatt, von denen er sicher sein kann, dass sie die Leser gruseln. (...) Im Kern ist K.D.s Argumentation also, dass, weil wir vieles heute nicht verstehen, es auf immer unverständlich bleiben müsse. Und weil er die Mathematik nur ingenieurmäßig begreift, unterstellt er der Mathematik einen Determinismus - der dann auf die Physik abfärbe. Er scheint einem Physik- und Mathematik-Verständnis verhaftet, das noch nicht über die Bohr-Heisenberg-Diskussionen hinaus gelangt ist. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn er das nicht als »Erkenntnis- und Entwicklungsstand« der Naturwissenschaften darstellen würde und zum Schluss käme, das »das Leben« nicht verstehbar sei. In der Annahme, dass wir seit Marx und Engels (!) erkenntnistheoretisch weiter seien, schüttelte ich den Kopf ob des Artikels in einer sich »marxistisch« verstehenden Tageszeitung. Vieles gäbe es an Physikern und Mathematikern kritisch zu beleuchten. Dass Physik und Mathematik einer Erkenntnis der Welt entgegen stünden, eher nicht.

Wiljo Heinen, per E-Mail

 

Land der Unmöglichkeiten

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. So sprach man damals von dem modernen Staat Amerika, als ich noch Schulkind war. Damals, im Frühjahr 1945, kurz vor Kriegsende, hatten wir in der Kölner Gegend schon US-amerikanische Besatzung, von der wir - meine Mutter, meine Schwester, mein Bruder und ich - nicht begeistert waren, denn wir mussten unser Haus für die »Amis« freimachen und mit dem nötigsten Handgepäck eine Notunterkunft etwa hundert Meter weiter beziehen. (...) Unterdessen ließen die Amerikaner in unserem Haus »die Sau raus«: Messerwerfer zersplitterten unser Eingangstor; als Scharfschützen erprobten sie sich in unserem Garten, in dem sie die ersten Kirschblütenzweige abschossen, und aus dem Wäscheschrank nahmen sie unsere Bettwäsche zum Putzen ihrer Panzer (...). Heute weiß ich, dass sie aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten kamen. Und ich bedauere alle Völker, die den Machtansprüchen dieser Großmacht ausgeliefert sind. So werden weltweit Terroristen produziert.

Elisabeth Monsig, Gartz