Tod eines Kuriers
Edgar Froese, Gründer Band Tangerine Dream, ist tot. Froese sei bereits am vergangenen Dienstag im Alter von 70 Jahren in Wien an den Folgen einer Lungenembolie gestorben, teilte die Band am Samstag auf ihrer Internetseite mit. »Der Kapitän hat das Schiff verlassen«, wird Froeses Sohn Jerome auf der Facebook-Seite der Band zitiert. Die Gruppe feierte mit ihrem futuristischen Pionier-Synthesizer-Sound weltweit Erfolge und veröffentlichte mehr als 130 Platten, sah sich aber stets musikhistorisch im Schatten der wesentlich strenger durchkonzeptionierten Kraftwerk. Beflügelt von der 68er-Revolte in Westberlin agierte der 1944 in Tilsit geborene Froese wesentlich abgedrehter und spirituell interessierter als die Düsseldorfer. Er wollte kein Roboter sein, sondern ein kosmischer Kurier. Hierzu testete er die Tonmudulation mit Klangmaschinen, für die es anfangs höchstens eine Bauanleitung gab, und ließ beispielsweise Streicher dazu erklingen. Das wirkte mitunter etwas sehr meditativ. Das »Rocklexikon« warf ihm »Langeweile als Stilprinzip« vor, doch Froese, der Malerei und Grafik studiert hatte, meinte nur: »Musik machen heißt auch, das Risiko totaler Verachtung auf sich zu nehmen«. (jW)
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