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Aus: Ausgabe vom 21.02.2015, Seite 16 / Aktion

Träumen und kämpfen

Fidel Castro zeigte sich schon vor 23 Jahren sicher, dass die damalige reaktionäre Welle nicht das Ende sein würde. Er behielt recht
Von André Scheer
»Für eine Utopie zu kämpfen bedeutet, zum Teil, sie aufzubauen«
»Für eine Utopie zu kämpfen bedeutet, zum Teil, sie aufzubauen« – Fidel blickt der Zukunft in Havanna entgegen

Anfang der 90er Jahre warteten die meisten Zeitungen hierzulande und weltweit darauf, dass nach der DDR, der Sowjetunion und anderen Ländern im Osten Europas auch Kuba und seine Revolution zusammenbrechen würden. In dieser Situation erklärte Fidel Castro in einem 1992 erschienenen Gespräch mit dem nicaraguanischen Comandante Tomás Borge: »Der Mensch darf niemals auf seine Träume verzichten, der Mensch darf niemals auf die Utopien verzichten. Für eine Utopie zu kämpfen bedeutet, zum Teil, sie aufzubauen.« Er zeigte sich überzeugt, dass nach der reaktionären Welle dieser Zeit eine neue fortschrittliche Welle folgen werde – »das ist unvermeidlich«.

Er hatte recht. Kuba hat trotz aller Schwierigkeiten nicht auf den Aufbau seines Sozialismus verzichtet – und inzwischen ist die rebellische Insel in Lateinamerika nicht mehr isoliert. Venezuela, Bolivien, Ecuador und Nicaragua haben erklärt, ebenfalls den Sozialismus aufbauen zu wollen – alternative Gesellschaftsmodelle, wie sie den Bedingungen und Bedürfnissen dieser so unterschiedlichen Länder entsprechen. Und wie vor 25 Jahren haben die meisten Zeitungen nur Spott für die Aus- und Aufbrüche in Lateinamerika übrig. Da wird Venezuelas Präsident Nicolás Maduro als mehr oder weniger verrückter Diktator präsentiert, während Evo Morales als etwas einfältiger Indio mitleidig belächelt wird. Correa in Ecuador und Ortega in Nicaragua sind die durchgeknallten Umweltzerstörer, während die Brüder Castro in Kuba sowieso als böse Diktatoren gelten.

Die junge Welt macht bei diesem orchestrierten Spiel nicht mit. Wir schreiben, was wirklich in den Ländern Lateinamerikas passiert – und wer dafür sorgt, dass es dort geschieht. Wir machen kein Geheimnis daraus, dass unsere Sympathien bei den Volksbewegungen und den fortschrittlichen Regierungen Lateinamerikas liegen. Das unterscheidet uns von praktisch allen anderen Zeitungen in diesem unserem Lande. Deshalb halten wir die junge Welt für unverzichtbar – und eine wachsende Zahl Leserinnen und Leser ist mit uns dieser Meinung. Diese Zeit braucht eben genau diese Zeitung. Oder, wie Fidel es in dem selben Gespräch unterstrichen hat: »Wie ein Revolutionär niemals aufhört zu träumen, kann er auch niemals aufhören zu kämpfen.«

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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