100 Euro für 100 Bücher zum 100.
Der Begriff »Imperialismus« ist angesichts der Weltlage mindestens so aktuell wie vor 100 Jahren, zur Analyse genutzt wird er wenig – auch in linken Kreisen. Mag sein, dass dies mit dem Verfasser der klassischen Studie »Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus« zusammenhängt. Mit dem Namen Lenin ist die Oktoberrevolution von 1917 verbunden und eine sozialistische Revolution wird heute weniger denn je verziehen.
Denn der Imperialismus verändert sich erneut zur Kenntlichkeit: Kriegs- und Weltkriegsgefahr besagen das nachdrücklich. Das Verschweigen der Hintergründe für diesen Weltzustand hat dieselben Ursachen wie vor 100 Jahren.
Im Januar 1916 fasste Maxim Gorki den Plan zu einer Broschürenserie »Europa vor und während des Krieges«, die legal im zaristischen Russland erscheinen sollte. Im Kreis der angesprochenen russischen Sozialisten im Inland wie im Ausland war klar, dass Lenin die einleitende Broschüre schreiben musste. Der stürzte sich im Schweizer Exil in die Arbeit, die auf dem Studium Hunderter Bücher und Aufsätze basierte, und schickte am 2. Juli 1916 das Manuskript nach Frankreich ab, wo es von der Militärzensur beschlagnahmt wurde. So konnte das Buch erst Anfang Januar 1917 in Petrograd, dem heutigen St. Petersburg, in Druck gehen.
Seit 2008 besitzt der Verlag 8. Mai, der jW herausgibt, die Rechte an der Lenin-Werkausgabe in deutscher Sprache. Der Verlag nimmt den 100. Jahrestag der Fertigstellung des Manuskripts zum Imperialismus zum Anlass, um eine kommentierte und mit zahlreichen Materialien versehene Neuausgabe herauszugeben. Sie wurde von den Historikern Wladislaw Hedeler und Volker Külow erarbeitet, die umfangreiche Forschungsarbeit zur Entstehung der Schrift und ihrer Editionsgeschichte geleistet haben. Der Band soll zur Buchmesse Leipzig (17. bis 20. März) vorliegen.
Die Forschungs- und Editionsarbeiten sind kostenaufwendig. Um sie zu finanzieren und um den Preis des Bandes (geplant sind 24,90 Euro bei etwa 420 Seiten mit zahlreichen Illustrationen) nicht zu hoch steigen zu lassen, lädt der Verlag zu einer Subskription ein, die ihr Vorbild in der für das Buch »legende« (Dresden 1999) von Ronald M. Schernikau hat: Wer sich mit 100 Euro beteiligt, erhält ein Exemplar des Buches aus einer auf 100 Exemplare begrenzten Vorzugsausgabe in Leinen, gestempelt und numeriert. Auf Wunsch erscheint der jeweilige Name in der Liste derjenigen, die das Buch durch ihren Beitrag ermöglichten, am Ende des Bandes. Bestellungen für die Normalausgabe wie auch für die Subskriptionsexemplare sind ab sofort per E-Mail über die Adresse lenin@jungewelt.de möglich. Außerdem gibt es demnächst ein Extraseite zu der Edition mit Bestellmöglichkeit auf www.jungewelt-shop.de. Die beiden Herausgeber werden das Vorhaben am 9. Januar auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz vorstellen.
Verlag und Redaktion
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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