Jubel der Woche: Ambé, Klein, Keaton
Von Jegor JublimovDie erste Platte von Rosemarie Ambé war 1964 ein »Hully-Gully am Strand«, den Gerd Natschinski für sie schrieb. Er hatte sie zuvor bei einem Live-Auftritt in der Treptower Ausflugsgaststätte Zenner erlebt und war begeistert. Den Durchbruch gab es aber 1968, als die Ambé beim DDR-Schlagerfestival in Magdeburg mit »Es fängt ja alles erst an« den ersten Platz belegte.
Die DDR vertrat sie 1970 beim Internationalen Liederfestival in Sopot mit dem Stimmungstitel »Blasmusik ist Balsam für die Ohren«, und dieses Fach blieb ihr in den folgenden Jahren, als sie im Fernsehfunk bis Ende der achtziger Jahre Stammgast beim »Oberhofer Bauernmarkt« war. Danach wurde es schwierig, im Geschäft zu bleiben. Die musikbegeisterte gebürtige Perlebergerin (am Sonntag vor 75 Jahren kam sie dort zur Welt) hatte ursprünglich Stenotypistin gelernt, aber es fiel ihr schwer, in den Beruf zurückzukehren. Sie arbeitete in einer Pizzeria und als Lesepatin für Schüler, bis sie sich auf eine Annonce als »Leihoma« bewarb und damit eine neue Erfüllung fand. Im Sommer 2014 ist sie in Berlin gestorben.
Nicht als Opa, sondern als Vati war Erik S. Klein populär. Seine Titelrolle in dem Vierteiler »Aber Vati!« als alleinerziehender Vater der Zwillinge Kalle und Kulle lockte zwischen 1974 und 1979 ein riesiges Publikum vor die Bildschirme. Auch Serien wie »Zur See« (1977) und »Tierparkgeschichten« (1989) erhöhten seine Beliebtheit. Eigentlich war der am Sonnabend vor 90 Jahren in Radebeul geborene Erik Siegfried Klein ein gestandener Charakterdarsteller am Berliner Ensemble und im Deutschen Theater. Mit Konrad Wolfs antifaschistischem Film »Sterne« hatte er 1959 seinen ersten Leinwanderfolg. Auch in Frank Beyers Film »Nackt unter Wölfen« zeigte er 1963 als Untersturmführer Reineboth eine beklemmende Charakterstudie. Und als Kalluweit in Benito Wogatzkis »Wege übers Land« konnte er 1968 an Ursula Karusseits Seite einen Menschen in all seiner Widersprüchlichkeit zeigen. Daneben standen aber immer auch heitere Darstellungen wie August der Starke in »Mir nach, Canaillen!« (1964) oder Pastor Breithaupt in »Die Gerechten von Kummerow« (1982). Nach 1990 konnte Klein schwer Anschluss finden, erlitt einen schweren Unfall und konnte sich keine Texte mehr merken. Der Vater der bekannten DT-Schauspielerin Katrin Klein starb 2002.
In seinem letzten Film »Toll trieben es die alten Römer« musste Buster Keaton 1965 für viele Einstellungen gedoubelt werden, weil er schon schwer krank war. Am Montag vor 50 Jahren starb der Mann mit dem »steinernen Gesicht«, den viele für den größten Stummfilmkomiker halten, 70jährig. Auf Arte kann man ihm am Freitag und am Sonntag noch einmal wiederbegegnen.
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