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Aus: Ausgabe vom 24.02.2016, Seite 10 / Feuilleton

Jubel der Woche: Rafael, Schwarz, Schrader, Hain

Von Jegor Jublimov

Seit Beginn der sechziger Jahre war Márta Rafael in der DDR ein Fernsehliebling. Der Friedrichstadtpalast holte die Ungarin 1960 an die Spree. Die vielseitige Sängerin, die Oper, Operette, Volkslied und Chanson beherrschte, trat häufig im Rundfunk und Fernsehen (»Da lacht der Bär«) auf. Im Adlershofer Fernsehen führte sie durch ihre Sendereihe »Zu Gast bei Márta Rafael«, aber auch als Schauspielerin war sie bis 1989 ab und an zu sehen, besonders in Kostümfilmen. Danach trat sie nicht mehr in den Vordergrund, begleitete ihren Mann Karl-Eduard von Schnitzler bei seinen Auftritten in Diskussionen und Lesungen. Bekanntlich war sie nicht seine erste Frau, aber ihre Verbindung dauerte rund vier Jahrzehnte bis zu Schnitzlers Tod 2001. Übermorgen wird sie 90 Jahre alt.

Auch Jaecki Schwarz hat am Freitag Geburtstag – schon den 70.! Obwohl er aus den letzten Jahren vor allem mit Krimireihen wie »Polizeiruf 110« oder »Ein starkes Team« auf dem Bildschirm vertreten ist, kann man ihn mit Glück auch in alten DEFA-Filmen sehen, in denen er wesentlich Anspruchsvolleres zu spielen hatte, Hauptrollen in »Ich war neunzehn« (1968) bei Konrad Wolf, »Die Schlüssel« (1973) bei Egon Günther oder »Bürgschaft für ein Jahr« bei Herrmann Zschoche. In jüngerer Zeit tritt er vor allem mit Lesungen hervor, genau wie der andere 70jährige der Woche (seit Montag), Mathis Schrader. Er hat nicht so oft gefilmt, aber doch bei großen Regisseuren wie Frank Beyer (»Rottenknechte«, 1970, »Der Aufenthalt«, 1983) und auch Herrmann Zschoche (»Die Alleinseglerin«, 1987) vor der Kamera gestanden.

Sein Vater war der beliebte Zeichner Karl Schrader, der u. a. für Frösi arbeitete. Für dieses Kindermagazin zeichnete Günter Hain z. B. 1975 eine Comicversion von Katajews »Es blinkt ein einsam Segel«. Er bevorzugte einen realistischen Stil, wie er auch für amerikanische Comics typisch war, die Helden-Stories aus der Geschichte erzählten und die weißen Siedler gegenüber den Indianern überhöhten. Die FDJ meinte, dass man das Genre nutzen könnte, wenn die Ideologie umgekehrt würde. So ließ sie Hain in Atze viele Geschichten aus der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung nacherzählen. Aus Hains Feder stammen Bildstrecken um Ernst Thälmann und den Roten Frontkämpferbund, und auch Wilhelm Piecks Einsatz für die Bodenreform wurde von ihm für eine junge Leserschaft gestaltet. An seinem morgigen 100. Geburtstag wird der 1997 Verstorbene besonders in seiner Heimatstadt Görlitz gefeiert, denn er hat viele eindrucksvolle Altstadtmotive hinterlassen, von denen einige in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften ausgestellt werden.

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