Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 02.03.2016, Seite 11 / Feuilleton

Gedanken klären

Sie ist wieder da. Eleanor Friedberger, die Frau mit der gebirgsbachklaren Stimme. Unverkennbar wie immer strahlt der faszinierende Gesang der aus Illinois stammenden Musikerin mit griechischen Wurzeln noch durch das dickste Fell hindurch. Er steht in bester US-Indie-Tradition und hat, bei aller vernehmbaren Tiefe, diese gewisse Lässigkeit. Friedbergers Gesang klärt die eigenen Gedanken, nimmt mit, berührt behutsam, macht glücklich und traurig zugleich. So war es bisher, und so ist es auch auf »New View«, dem dritten Soloalbum der 39jährigen Multiinstrumentalistin und weiblichen Hälfte des Geschwister-Duos The Fiery Furnaces.

Ein summender Bass, ein angenehm fahrig wirkendes Schlagzeug und eine schlichte Rhythmusgitarre bespielen schunkelig groovend den Hintergrund, derweil Orgel, Keyboard und Leadgitarre dynamisierende, auch schon mal leicht schräge Akzente setzen und für prägnante melodische Figuren sorgen. Schön ist das, aber für sich genommen noch nicht weiter aufregend. Zu etwas Besonderem wird »New View«, na klar, erst durch die Stimme, durch Friedbergers hauptmelodiegebenden Gesang.

Und durch die Lyrics. Denn obwohl Friedberger, ohne große Tiefenverluste auch einfach bloß la-la-la singen könnte, tut sie doch ziemlich genau das Gegenteil, hat also etwas zu sagen, eben weil sie für die komplizierten Herzensdinge, für die Enttäuschungen, ärgerlichen Machtspiele und nervenaufreibenden Selbstbehauptungskämpfe, von denen sie erzählt, immer die richtigen Worte und den richtigen Ton findet. Was bedeutet: Den Ernst der Lage erkennen, lakonisch davon singen, gemein sein, wenn’s sein muss. Und niemals den Humor verlieren.Michael Saager

Eleanor Friedberger: »New View« (French Kiss)

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