»Der Begriff von Flucht muss erweitert werden«
Die Marxistische Studienwoche beschäftigt sich mit Migration und Kapitalismus. Ein Gespräch mit Patrick Ölkrug
Jakob RothKapitalismus herrscht. Die Menschen fliehen. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt wird derzeit auf der Marxistischen Studienwoche in Frankfurt am Main diskutiert. Herr Ölkrug, was wollen Sie mit Ihrer Tagung erreichen?
Dem medialen Mainstream zum Thema Migration wollen wir mit Fakten und Analysen entgegentreten. Da wäre etwa die gängige Meinung, die meisten Flüchtlinge und Migranten kämen nach Europa. Tatsächlich findet ein Großteil der Fluchtbewegungen zu den Nachbarländern statt. So etwa in Afghanistan. Viele fliehen von dort etwa nach Pakistan und Iran. Auch Syrien sollte man sich genauer anschauen. Hier findet eine enorm starke Binnenwanderung statt. Das heißt, viele Menschen fliehen zwar vor dem Konflikt dort, versuchen aber, innerhalb des Landes einen sicheren Standort zu finden. Oder betrachten Sie einmal Afrika: Auf dem Kontinent machen sich viele Menschen auf den Weg nach Südafrika. Mit der Hysterie vor Migration hierzulande, wo teilweise schon von einer »Invasion« gesprochen wird, passt das nicht zusammen. Auf der Marxistischen Studienwoche versuchen wir davon wegzukommen, Migration nur in Europa oder Deutschland zu betrachten. Auch sind die Wanderbewegungen kein neues Phänomen. Vielmehr ist die Migrationsgeschichte die Geschichte der Menschheit.
Dann ließe sich ja einwenden, dass die Migration nichts mit dem Kapitalismus zu tun hat. Ist Ihr Konferenzthema also verfehlt?
Diese Frage muss man differenziert betrachten. Ein zentraler Begriff dabei ist die Globalisierung. Sie bedeutet ja zunä...
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