Dieter Thomas gestorben
Der Kabarettist Dieter Thomas ist tot. Wie jetzt bekannt wurde, erlag er bereits vergangene Woche mit 69 Jahren in seiner Heimatstadt Limburg einem Krebsleiden. Man sagt, Thomas war der erste Jongleur auf den Kabarettbühnen, auch arbeitete er mit Tieren und war so ein Comedy-Pionier im Politkabarett. Er kam aus der Spontiszene des Rhein-Main-Gebiets, in der sich in den 70er Jahren für Operaismus, interventionistische Betriebsarbeit und militante Demonstrationen interessiert wurde, um dann Anfang der 80er den Anführern Jockel Fischer und Daniel Cohn-Bendit in die Grünen (rechter Flügel) zu folgen. Solcherlei Umbrüche wurden von dem 1982 gegründeten »Vorläufigen Fronttheater« kommentiert und durch den Kakao gezogen. Es trat die Nachfolge von »Karl Napp’s Chaos Theater« an, einem zehnköpfigen Ensemble, das Thomas 1976 mitgegründet und dafür sein Studium (Politik und Germanistik) geschmissen hatte. Neben den Westberliner »3 Tornados« war es die bekannteste Unterhaltungsformation des Linksradikalismus hierzulande.
Auch die »Fronties« waren dann ein Trio: Neben dem genialen Matthias Beltz (1945–2002) agierten Thomas und seine Freundin Hendrike von Sydow. Die großen Themen waren NATO-Rüstung, Startbahn West und Wackersdorf. Man muss sich das ungefähr wie einen bewegten Seyfried-Comic vorstellen, mit mehr intellektuellem Anspruch, aus dem Beltz dann eigene Programme entwickelte, so dass Thomas und von Sydow ab Beginn der 90er als Duo durch die Lande tourten. (jW)
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