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Aus: Ausgabe vom 19.09.2016, Seite 10 / Feuilleton

Hilmar Thate gestorben

Hilmar Thate ist am Mittwoch im Alter von 85 Jahren in Berlin gestorben, wie die Akademie der Künste am Samstag mitteilte. Neben der »sonoren Stimme« des Schauspielers hob die Akademie »seine glasklare Haltung zum gesellschaftspolitischen Geschehen« hervor.

Thate wurde 1931 in einem Dorf bei Halle an der Saale als Sohn eines Schlossers geboren. Von 1959 bis 1970 hatte er beim Berliner Ensembles Lehrmeister wie Helene Weigel, Ernst Busch, Hanns Eisler. Als er dann 1972 am Deutschen Theater in Ostberlin unter Regisseur Manfred Wekwerth die Titelrolle in Shakespeares »Richard III.« übernahm, wusste er: »Spielst du einen Helden, so suche das Negative in ihm, spielst du einen Negativen, so suche das Produktive in ihm. Diese Dialektik muss man schon ernst nehmen.« Der mörderische Monarch wurde bei ihm zum Vertrauten des Publikums, das sich der blutigen Logik des selbstvergnügten Manipulators kaum entziehen konnte. Mehr als hundertmal sollte Thate die Rolle vor stets lange im voraus ausverkauften Haus spielen.

Ebenfalls 1972 wurde in Madgeburg das Stück »Die Kipper« uraufgeführt, das Volker Braun für Thate geschrieben hatte. Im Jahr nach seinen Auftritten in Hacks’ »Adam und Eva« heiratete Thate die Kollegin Angelica Domröse (die Paula aus »Paul und Paula«) und unterschrieb die Biermann-Petition. Im Fernsehen war er da gerade als LPG-Vorsitzender »Daniel Druskat« populär. Sein Gegenspieler in dem Fünfteiler war Manfred Krug.

1979 stellten Domröse und Thate einen Ausreiseantrag, 1980 gingen sie nach Westberlin. Thate spielte unter Peter Zadek am Schiller-Theater, verkörperte den zwielichtigen Nazihasser und Henker in Thomas Braschs »Engel aus Eisen« (1981) und den Sportreporter in Fassbinders »Sehnsucht der Veronica Voss« (1982). Die Rolle des NDR-»Tatort«-Kommissars lehnte er 1983 ab.

1986 stand er mit seiner Gattin in Edward Albees Ehedrama »Wer hat Angst vor Virginia Woolf« auf der kleinen Bühne des Berliner Schlosspark-Theaters. Auch der Tod Albees wurde am Wochenende bekannt. Der mehrfache Pulitzer-Preisträger starb am Freitag im Alter von 88 Jahren nach kurzer Krankheit in seinem Haus im Bundesstaat New York.

Die letzte große Rolle spielte Thate schließlich in Andreas Kleinerts Kinofilm »Wege in die Nacht« (1999). Thate patrouilliert dort als ehemaliger Direktor eines DDR-Kombinats zusammen mit zwei Jugendlichen als eine Art Bürgerwehr durch die Berliner U-Bahn, um seinem Dasein einen Sinn abzuringen. (jW)

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