Monster von morgen
Rock ’n’ Roll will never die. Feminismus auch nicht. Glamrock schon gar nicht. Und auch kein Garage-Punk. Und die Cramps nicht. Und die Seeds nicht. Und Bikini Kill nicht. Und Bo Diddley nicht. Und die Ramones nicht. Und Talulah Gosh nicht. Das sind ewige Wiedergänger, Traumgespinste und Konzepte einer Musik, die dich weiterbringt in Richtung Freiheit und Glück – wie die Anarchisten sich noch in den 70er Jahren grüßten. Das sind, kurz gesagt, »All Tomorrow’s Monsters«. So heißt das Debütalbum der Berliner Band Half Girl, die die promovierte Horrorforscherin Julie Miess 2009 gegründet hat.
Auch wenn niemand mehr Platten kauft: Diese Musik ist unstoppable toll. Von welchen Gegenwarts-Indie-Platten ließe sich das behaupten?! Bei Half Girl wird Rockismus gefeiert und feierlich gekillt, heißt es im Info. Oder: »Alle Kinder der Nacht sind eingeladen, das schwarze Fell zu bürsten Half Girl in die Dunkelheit zu folgen«. In einem Song wird behauptet: »Narzissten lieben mich«, ein anderer steht »Im Zeichen des Donners«, und dann geht es immer um das Thema »Girl in a Band« und zwar am besten als »Monstergang«.
Julie Miess ist Bassistin und spielte bei Britta und in der Band von Jens Friebe als »Live-Bass-Schergin«, erzählte sie dem Intro, »aber mit Half Girl habe ich endlich eine eigene Sprecherposition, wie die Kulturwissenschaftlerin sagen würde«. Mit dabei sind Frauen, die allesamt nur in guten Bands gespielt haben: Luise Pop, Die Heiterkeit und Mondo Fumatore. Half Girl ist die erste Hälfte des Himmels, die wir immer haben wollten. (cm)
Half Girl: »All Tomorrow’s Monsters« (Siluh Records), Record-Release-Party, heute, 21 Uhr, Ausland, Berlin
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