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Aus: Ausgabe vom 01.10.2016, Seite 10 / Feuilleton

Nike und Adidaspositas

Von Wiglaf Droste

Nike ist der Name einer griechischen Siegesgöttin. Der Vorname findet in Deutschland heute eher selten Verwendung; aber Nike Wagner heißt noch so, die als Urenkelin Richard Wagners in dessen »Haus Wahnfried« aufwuchs.

Als Name eines amerikanischen Sportartikelherstellers ist Nike wesentlich geläufiger, allein schon wegen der Laufschuhe, die man erwirbt, um aus dem überraschungsvielfältigen Querfeldeinrennen des Lebens auszusteigen und nur noch autistisch – Missversteher nennen das individuell oder individualistisch – seine eigenen, vorher festgelegten Bahnen zu ziehen und sich dann mit persönlichen Bestzeiten und Ruhepulsen unter Null darüber hinwegzutrösten, dass das Leben wie man selbst immer öder wird, wenn man nur noch vor dem inneren Spiegel steht oder ausschließlich mit seinesgleichen spricht und zu tun hat. Wer aber nicht einmal eine Ahnung davon hat, dass der innere Spiegel eben nicht egoprall gefüllt, sondern leer ist, kann rennen, rennen, rennen für Fitness, Mobilitäts- und Flexifähigkeit im Job und sich daran erfreuen, dass er gesünder sterben wird als andere, und das in Jogginghosen, dem unwürdigen Todesstoß für alle menschlichen Zivilisationsbemühungen.

Ein deutscher Markenkonkurrent von Nike ist Adidas, auch Adidaspositas genannt, weil adipöse, also fettleibige Menschen unbedingt Produkte aus dem Hause Adi Dassler benötigen, um nicht verachtet und als widerlich empfunden zu werden von den kern- und volksgesunden Rennmauslegionen, die das Land mit sich vollschwitzen und -keuchen. Gegen Adipositas / hilft der Griff zu Adidas, / und schon läufst du deutsch und manisch / und nicht nikamerikanisch.

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