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Aus: Ausgabe vom 10.01.2017, Seite 10 / Feuilleton

Medienlenker gestorben

Der DDR-Kulturpolitiker Eberhard Fensch ist am Sonntag im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Anklam verstorben. In den 70er und 80er Jahren prägte er als »Medienlenker« der SED – er war Stellvertretender Leiter der Abteilung Agitation des ZK – das Fernsehen und den Rundfunk der DDR. Fensch kommunizierte intensiv mit Künstlern wie Armin Mueller-Stahl, Manfred Krug, Helga Hahnemann, Günther Fischer und Frank Beyer, über die er anek­dotenreich zu erzählen wusste; mit vielen war er befreundet. So auch mit Dean Reed, der seinen Abschiedsbrief, bevor er 1986 in den Freitod ging, an Fensch richtete. Veröffentlicht wurde das Dokument erstmals in Fenschs 2003 erschienenen Erinnerungen (»So und nur noch besser. Wie Honecker das Fernsehen wollte«, Edition ost). Darin verriet Fensch auch, dass Honecker nach seiner Rückkehr vom Staatsbesuch in Spanien 1988, angetan von dem königlichen Prunk in Madrid, den Abriss des Berliner Schlosses explizit bedauerte, weil dies ein weitaus würdigerer Ort für Staatsgäste gewesen wäre als etwa der Flugplatz in Schönefeld. Günter Mittag erklärte daraufhin umgehend, man könne das Schloss ja wieder aufbauen.

Mit Fidel Castro schwitzte Fensch 1972 eine Stunde in der Sauna des Neptun-Hotels in Warnemünde und weitaus häufiger bei Honecker, wenn er bei Fernsehproduktionen nur ungenügend »revolutionäre Wachsamkeit« gezeigt hatte. Nach Honeckers Sturz und dem Abgang des DDR-Fernsehchefs Heinrich Adameck veranlasste Fensch, dass der 1965 als Kulturmininister entlassene Hans Bentzien die Nachfolge in Adlershof übernahm. Nach dem Ende der DDR zog sich Fensch aus der Politik zurück. Gelegentlich publizierte er noch. (jW)

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