Eine Phalanx. 32..Friedensfilmpreis
Die Berlinale ist das einzige der weltweit 15 »A-Festivals«, auf dem ein Friedensfilmpreis vergeben wird. Mitte der 80er von Westberliner Friedensgruppen aufgelegt, wird die mit 5.000 Euro dotierte Ehrung am Sonntag zum 32. Mal verliehen.
Eine von den Trägern – u. a. die Grünen-nahe Böll-Stiftung, das Internationale Auschwitz Komitee und die Ärzte-Organisation IPPNW – nominierte Jury entscheidet darüber, welcher Berlinale-Film (sektionsübergreifend) »in besonderer Weise das friedliche Zusammenleben fördert«. Es geht dabei ausdrücklich auch um »Gestaltungsmittel«.
Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf eine Doku über Hausangestellte im Libanon (»A Maid for Each«), die in nüchtern-sachlicher Machart »die kapitalistische Logik gründlicher (denunziert) als jeder Exzess dies könnte« (jW vom 12.2.2016).
Bei der Verleihung des 30. Preises 2015 an Joshua Oppenheimer für »The Look of Silence« erklärte der langjährige Leiter der Berlinale-Sektion »Forum«, Ulrich Gregor, über die Jahre ergäben die Preisträger »eine äußerst interessante Linie, eine Phalanx der wichtigsten Filme über Jahrzehnte, im Sinne eines aufklärerischen und engagierten Kinos.«
Jurorin Helgard Gammert betreibt seit 1979 das Bali-Kino in Berlin-Zehlendorf. Als sie es dem Verleiher Manfred Salzgeber abgekauft hatte, war sie bass erstaunt, dass die Zehlendorfer ihre Kinder von den Schaukästen wegzogen: »Geh hier weg, das ist ein kommunistisches Kino.«
In jenem Jahr 1979 flohen die Eltern von Juryneuling Burhan Qurbani aus Afghanistan in die BRD. Qurbanis Spielfilm »Wir sind jung. Wir sind stark« (2015) ist in dieser Zeitung nicht gut weggekommen. Was hält der 36jährige von Gammerts Lieblingsregisseur Andrej Tarkowski? Worauf haben sich die beiden mit den anderen fünf geeinigt? Man darf gespannt sein. (jW)
So., 17 Uhr, Hackesche Höfe Kino, Berlin-Mitte
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