Am Scheideweg die Menschheit
Der Dichter RAN stellt heute im Roten Salon der Berliner Volksbühne sein erstes Vinylalbum vor. Es heißt »Insiders of Insanity«, ist selbstproduziert und schon jetzt ein Sammlerstück, soviel ist sicher. Der Stand-up-Poet, ewige Punk, Revolutionär aus Berlin-Neukölln war in den 90er Jahren eine wichtige Figur der Slam-Poetry-Szene und davor übrigens ein versierter Fußballer – vor langer Zeit kickte er mit Armin Veh und Bernd Schuster. Bis heute ist er ein Fein- und Freigeist im Angriffsmodus, dessen Vortrag keine Komfortzone zulässt. »Um nicht vor seinem eigenen Spiegelbild zu erschrecken, muss ein wahrhaftiger Künstler zustechen können«, sagt er, und zwar »mit scharfer Zunge«.
Mit »Insiders of Insanity« hat er die interessanteste Künstlerplatte seit den alten Aufnahmen von Kiev Stingl oder der Oehlen-Brüder zusammen mit Martin Kippenberger und A. R. Penck auf »Die Rache der Erinnerung« vorgelegt. Musikalisch ist sie sogar besser, weil es hier nur ein Instrument gibt: das Schlagzeug von Nico Lippolis, einem sehr guten Jazzmann, der sich anhört, als wäre er eine ganze Band. RAN singt nicht dazu, sondern spricht mit modulierter Stimme, die wiederum zum Instrument wird – für den Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse in Kunst und Politik. Ein Titel heißt »Am Scheideweg die Menschheit«. (jW)
Heute, 20 Uhr, Roter Salon, Berlin
Mehr aus: Feuilleton
-
So muss es sein
vom 23.03.2017 -
Auf dem Weg zum Cyborg
vom 23.03.2017 -
Beseelt und besessen
vom 23.03.2017 -
Schachteln und Schmierlappen
vom 23.03.2017 -
Nachschlag: Bittere Lektion
vom 23.03.2017 -
Vorschlag
vom 23.03.2017