In Eclairungsnot
Von Wiglaf DrosteIch liebe den Kalauer, und ich hasse Zwanghaftigkeit. Beides lässt sich nur vereinen, wenn man schwerste Widersprüche auszuhalten in der Lage ist. Die Süße kredenzte mir Eclaires zum Espresso; naseweis dankte ich ihr: Oh, Eclaires! Kannst du mir das eclairen?
Eine so noch niemals gefühlte Abscheu durchströmte mich; schalk-anfallartig begriff ich, dass ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen musste. Die Nummer des zentralen Kalauernotdienstes hatte ich mir schon vor Monaten notiert, nun rief ich endlich an. »Kalauernotdienst, der Anschluss von Günther Willen«, hörte ich und war schlagartig erleichtert. Günther Willen! Der König des Kalauers, der Meister, der Doyen! Der Mann, der mit »Niveau ist keine Hautcreme« das Standardwerk für Kalauerabhängige geschaffen und von dem exzellenten Honorar seine Suchttherapie finanziert hatte! In bessere Hände konnte ich gar nicht kommen!
Willen war selbst am Apparat und hörte geduldig zu. Oldenburg, wo er residierte, war für mich geographisch zu weit entfernt; er empfahl mir, eine regionale Selbst-hi-fi-gruppe aufzusuchen, das Dortmunder Kalauerkollektiv Schwarz-Gelb e. V. genieße einen exzellenten Ruf, die Methode der Suchtausleierung durch Übersättigung nach Professor Doktor Küppersbusch, die auf den legendären und bahnbrechenden Kurt C. Hose zurückgehe, sei einzigartig.
Entsprechend und einzig artig bedankte ich mich bei der Koryphäe, die das »als Konifere unter Kollegen« bescheiden zurückwies. Dann klingelte ich in Dortmund durch, um von Stund an auf den Küppersbusch zu klopfen und auf dem Teppich und du zu bleiben.
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