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Aus: Ausgabe vom 22.04.2017, Seite 16 / Aktion
Zeitung für Malocher, nicht für Millionäre

Terror mit System

Warum der Dortmunder Bombenleger das kleinere Übel ist, viele Medien dies aber gerne übersehen
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Der Dortmunder Mannschaftsbus nach dem Anschlag (11.4.)

Wegen ein paar Millionen Gewinn an der Börse zündet einer in Dortmund eine Bombe, um eine Fußballmannschaft auszulöschen. Selbst bürgerlichen Medien fällt dazu die Redewendung aus Karl Marx’ »Kapital« ein, nach der für den Titelgeber bei der Aussicht auf extra hohen Profit kein Verbrechen mehr existiert, das es nicht riskiert, selbst wenn dafür der Galgen droht. Das gilt allerdings nicht nur für den oder die Täter, die zu diesem Zweck das Team von Borussia Dortmund in die Luft sprengen wollten, sondern noch viel mehr für die Kapitalistenklasse insgesamt. Nur dass dieser ganz andere Machtmittel zur Verfügung stehen und sie diese viel systematischer einsetzt. Und dabei nicht nur einen Bus voller Menschen, sondern gleich die Existenz Tausender, ja von Millionen Menschen bedroht – und vernichtet. Sie nutzt dazu Kriege, Bomben, Folter als direkte Werkzeuge, aber auch indirekte wie Hunger, Krankheit und Armut. Warum aber nehmen viele Menschen, die sich über das Verbrechen in Dortmund empören, diese anderen, viel größeren stillschweigend in Kauf?

Das hat auch etwas mit den Medien zu tun. In ihnen werden Einzelverbrechen angeklagt, aber verbrecherische Systeme meistens nicht. Das liegt am Standpunkt, den ihre Protagonisten einnehmen: Sie halten es in der Regel für völlig normal, ja erstrebenswert, dass Politik für eine optimale Profitmaximierung zu sorgen hat. Grund sind die Eigentumsverhältnisse: Die Medien vertreten in der Regel nicht nur die Standpunkte der Reichen – sie gehören ihnen auch oder stehen unter ihrem Einfluss. Trotzdem behaupten sie von sich, objektiv und überparteilich zu sein.

Die junge Welt nimmt nicht nur eine andere Position ein – sie benennt diese auch. Unsere Zeitung wird gemacht für Menschen, die nichts (oder kaum mehr) besitzen als ihre Arbeitskraft. Jedenfalls keine Produktionsmittel in größerem Stil. Sie berichtet und analysiert, ausgehend von deren Standpunkt und Interesse. Verkürzt gesagt: junge Welt ist eine Zeitung für Malocher, nicht für Millionäre.

Wir müssen uns schon selber darum kümmern, dass möglichst viele Menschen von der Existenz einer solchen Zeitung erfahren. Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Viele von ihnen verteilen rund um den diesjährigen 1. Mai die Tageszeitung junge Welt vor Ort auf Kundgebungen, bei Demonstrationen und in Fußgängerzonen. Auf der Titelseite dieser Ausgabe ist auch ein Gutschein aufgedruckt, der überall im Lande am Kiosk gegen eine weitere junge Welt eingetauscht werden kann. Darüber hinaus werden Probeabos eingesammelt – denn wie sich unser klarer Standpunkt auf die Berichterstattung auswirkt, kann man am besten erleben, wenn man sich die junge Welt drei Wochen lang kostenlos nach Hause schicken lässt. Auch Sie können sich an der Aktion beteiligen, indem Sie jemanden dafür gewinnen, den nebenstehenden Coupon auszufüllen.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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