Cheesecake
Von Rouven AhlNashville ist nicht nur die Hauptstadt des US-Bundesstaates Tennessee, sondern auch eine der musikalischen Hochburgen der USA. Vor allem bekannt für Country und Rhythm and Blues, verfügt Nashville über eine der lebendigsten Studio- und Musikerszenen des Landes. Aber auch über einen wenig rühmlichen Spitznamen: Cheesecake Factory. Dieser rührt daher, dass in Nashville Musik am laufenden Band produziert wird – nicht nur hochwertige. Nicht umsonst wird das Wort »cheesy« im Amerikanischen synonym für »schmalzig« oder »besonders pathetisch« verwendet.
Mit seinem zweiten Soloalbum »Waiting on a Song« hat Dan Auerbach, eine Hälfte der Garage-and-Blues-Band The Black Keys, dennoch eine Hommage an Nashville geschaffen. An die Stadt, die er aufgrund seiner Liebe zur Countrymusik als Lebensmittelpunkt wählte und in der er bereits seit acht Jahren wohnt. Er selbst bezeichnet seine Beziehung zu Nashville als »Hassliebe«.
Musikalisch orientiert sich Auerbach vor allem an dem Sound, für den die Südstaatenmetropole in den 70er Jahren berühmt war: Country-Pop mit leichtem Souleinschlag. Logischerweise hat der 38jährige das Album auch gleich in Nashville aufgenommen. Unterstützt haben ihn dabei Musiker wie Duane Eddy, Mark Knopfler und Countrylegende John Prine.
Der als notorischer Griesgram bekannte Auerbach zeigt sich auf »Waiting on a Song« vornehmlich als sonniges Gemüt. Die Melodien sind leicht verdaulich, der Songwriting-Standard ist beim mehrfachen Grammy-Gewinner aber zumeist gewohnt hoch. Die Platte drängt sich beim Hören nicht in den Vordergrund, sondern ist eher relaxte Sommerkost. Was Stärke, aber auch Schwäche sein kann. Denn bei wenigen Songs geht es doch etwas arg luftig und beliebig zu.
Auerbachs neuestes Werk passt zur Entwicklung seiner Hauptband: Nach ihren polternden Anfangstagen kamen die Black Keys in den letzten Jahren mit immer poppigeren Alben schließlich in den Stadien dieser Welt an. Ein Trend, die sicher nicht jedem Fan der ersten Stunde gefällt. In Sachen gutgemachter Popmusik gibt es dennoch nur wenige, die Dan Auerbach derzeit das Wasser reichen können.
Dan Auerbach: »Waiting on a Song« (Nonesuch/Warner)
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