Solidarität wichtiger denn je
Von Oren ZivLiebe Leserinnen und Leser der jungen Welt, ich möchte Euch meinen tiefempfundenen Dank für die Solidarität und Unterstützung aussprechen, die Ihr gezeigt habt, nachdem ich im vergangenen Monat in Hamburg ausgeraubt worden bin. Am Tag der Eröffnung des »G-20-Gipfels« fotografierte ich Ausschreitungen im Schanzenviertel, als ein Mann, der nicht aus den Reihen der Demonstranten kam, mich angriff und meine Kameras an sich riss.
Seit zwölf Jahren dokumentiere ich soziale und politische Ereignisse in Israel/Palästina, vor allem im Rahmen des Kollektivs »Activestills«, das ich 2005 mitgegründet habe. Es setzt sich aus palästinensischen, israelischen und internationalen Fotografen zusammen und berichtet über verschiedene Kämpfe in der Region. Ich bin sicher, Ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich fühlte, als ich innerhalb eines Augenblicks mein gesamtes Equipment verlor. Dank Eurer Unterstützung kann ich mir nun neue Kameras und Objektive kaufen und meine Arbeit in Israel/Palästina sowie gelegentlich in anderen Regionen fortsetzen. In Zeiten wie diesen, in denen die meisten Journalisten sich als »Freie« durchschlagen müssen und viele Medien aus ökonomischen Gründen schließen, rührt mich Eure Solidarität besonders an. Heutzutage ist es wichtiger denn je, dass wir uns gegenseitig helfen. Ich möchte auch der phantastischen Belegschaft der jungen Welt für ihre Unterstützung danken.
Vor zwei Wochen wurde mein Kollege Faiz Abu Rmeleh, Fotograf von »Activestills«, gewaltsam festgenommen, als er von einer Versammlung gegen die neuen israelischen Sicherheitsmaßnahmen vor den Toren der Altstadt Jerusalems berichtete. Andere Journalisten filmten seine Festnahme und versuchten ihm zu helfen. Das führte nach einigen Stunden zu seiner Freilassung. In der gegenwärtigen Situation hilft einzig regionale und weltweite Solidarität von Berufskollegen und Aktivisten dabei, dass wir unsere Arbeit fortsetzen können.
Ich möchte Euch einladen, die Arbeit unseres Kollektivs auf unserer Website (activestills.org) oder in sozialen Medien kennenzulernen.
In Solidarität, Oren Ziv
Der Fotograf Oren Ziv berichtete im Auftrag der Tageszeitung junge Welt Anfang Juli 2017 vom »G-20-Gipfel« in Hamburg und wurde dabei überfallen und beraubt. Innerhalb von wenigen Tagen spendeten 120 Leserinnen und Leser nach einem Soliaufruf ihrer Zeitung mehr als 6.000 Euro für die Beschaffung einer neuen Fotoausrüstung für Oren Ziv.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Mehr aus: Aktion
-
Das weibliche Lateinamerika
vom 12.08.2017