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Aus: Ausgabe vom 14.09.2017, Seite 11 / Feuilleton

Prok­to­logie der Wahl 2017

Von Dusan Deak

Schaffen es die Nichtwähler dieses Mal ins Parlament? Diese Frage beschäftigt aktuell viele Wahlproktologen. Wahlproktologie ist eine Wissenschaft, die versucht, in die Köpfe der Wähler einzudringen in der Hoffnung, dort wichtige Antworten zum Wahlverhalten zu finden.

Zur Gruppe der Nichtwähler zählen auch Reichsbürger, die zuletzt 1936 gewählt haben und nun auf die Rückkehr der alten Zeiten hoffen. Andere sind überrascht, dass Wahlen überhaupt stattfinden und trauen denen »da oben« nicht über den Weg. Ihre Wahl findet meistens am Stammtisch statt, zwischen »Pils« und »De geele Köm«.

Allgemein ist das Wahlverhalten der meisten Nichtwähler relativ stabil und kaum von Wechselstimmung oder Nichtwähler-Wanderschaft geprägt. Es war zu beobachten, dass hundert Prozent der SPD-Nichtwähler die anderen im Bundestag vertretenen (und nicht vertretenen) Parteien nicht gewählt haben. Berücksichtigt man nur die im Bundestag sitzenden Parteien (fünf an der Zahl), erreicht die Nichtwahlbeteiligung grob geschätzt beachtliche 500 Prozent der Wahlbevölkerung. Anders gesagt: Bei 61,5 Millionen Wahlberechtigten werden 307,5 Millionen Menschen nicht zur Wahl antreten. Das ist ungefähr so, als würde die gesamte Bevölkerung Saarlands 300 Jahre lang (also bis zu Fertigstellung und anschließendem Abriss des Berliner Flughafens) den Gang zur Wahlurne verweigern.

Vermutlich werden einige Nichtwähler-Stimmen auf dem Müll landen. Sie werden dann nach geltendem Abfallrecht entsorgt. Ein Teil geht auf die Giftmülldeponie, Wertstoff-Stimmanteile werden recycelt und der organische Restmüll als Humus dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt.

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