Henze, P. S.
Von Stefan SiegertZu meinem Text über die Aufführung von Hans Werner Henzes Oratorium »Das Floß der Medusa« in der Elbphilharmonie am vorvergangenen Freitag (jW vom 21.11.) eine kurze Nachbemerkung: Ich hatte am Sonntag abend Gelegenheit, den Mitschnitt der Hamburger Aufführung auf SWR 2 zu hören. Ratlos bin ich immer noch, auf welche Weise die Schallwellen zustande kamen, die mein Ohr an jenem Abend erreichten. Was ich wahrnahm, war zum Verstummen. Aber es entsprach, wie ich am Radio feststellen konnte, nicht der Wirklichkeit. Die bestand in einer in allen Belangen der Qualität von Henzes Partitur gerecht werdenden Aufführung. Bläser, Streicher, Schlagwerker des SWR-Symphonieorchesters arbeiteten filigran und gut abgestimmt mit den Henzes Harmonik und Gliederung in dynamisch differenzierten Farben und textverständlich präsentierenden Chören des SWR, des WDR und der Freiburger Domsingknaben. Delikate Klangfilme gab es zu verfolgen in den Begleitungen der vielen Melodram-Passagen, zarte Valeurs auch bei den Sängern. Camilla Nylunds Sopran schien mir gelegentlich zu dramatisch. Das schmälerte indes den großartigen Gesamteindruck nicht, für den Dirigent Péter Eötvös verantwortlich war. Ich räume also gern alle Missverständnisse aus, der Abend war ohne Fehl. Mit mir stimmte irgend etwas nicht. Und ich vergaß zu sagen: Es war eine Großtat von Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter, Henzes wichtiges Oratorium in der zweiten Saison des schönen Hauses an der Elbe zum zweiten Mal seit der geplatzten Uraufführung von 1968 nach Hamburg zu bringen.
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