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Aus: Ausgabe vom 08.01.2018, Seite 3 / Schwerpunkt
Frankreich

Front der Patrioten

Karikaturisten der französischen Presse zeichneten Jean-Marie Le Pen und seine Tochter in der Vergangenheit immer gerne als Figuren mit aufgerissenem Mund, als Schreihälse. Den Alten bisweilen auch als bellenden, geifernde Bluthund. Die Familie Le Pen und der von ihr gegründete, jahrzehntelang als Familienbetrieb geführte neofaschistische Front National (FN) galten als eine unfeine und vulgäre Formation ständig brüllender Rechtsradikaler, die gleichwohl gewisse gesellschaftspolitische Wahrheiten auszusprechen gewagt und damit den von bourgeoiser Arroganz geprägten Parlaments- und Medienbetrieb aufgemischt habe.

Damit ist spätestens seit dem Fernsehauftritt Marine Le Pens am 3. Mai, vier Tage vor der Präsidentschaftswahl, Schluss. In dem aus den USA nach Europa importierten, inzwischen zum Ritual »freier Wahlen« gehörenden, »Duell der Kandidaten« vor Kameras unterlag Le Pen ihrem Gegner Emmanuel Macron derart, dass sie ihre eigenen Leute zum Weinen brachte. Die Wahl am Sonntag darauf hätte sie ohnehin verloren – der FN hat in Frankreich (bislang) keine Mehrheit, die für den Einzug eines seiner Kandidaten in den Palais de l' Élysée reichen würde. Nicht nur, dass Le Pen mit nur 34 Prozent gegen den jungen Millionär Macron verlor. Schlimmer wog, dass sogar die tumben Straßenschläger des Front erkannten, was ihrer Kandidatin furchtbar fehlt in einer Welt des großbürgerlichen Eliten-Parlamentarismus: Bildung und Intelligenz.

Marine ist verschwunden. Keine Fernsehauftritte mehr. Schweigen auch um ihren aufrührerischen Stellvertreter Florian Philippot, der den Front im September verließ, um seine eigene Truppe zu gründen: »Les Patriots«, die Patrioten, die er »sozial-souveränistisch« nennt. Raus aus der EU, raus aus dem Euro, Grenzen zu. Aber all das bitte mit feinen Worten, feiner jedenfalls als die der »dummbeuteligen« Marine und ihres grässlichen Herrn Papas. Im Herzen des FN-Landes, in der Region Pas-de-Calais mit den Städten Lens und Calais, dort, wo Marine im Juni ihr Direktmandat holte – einen von insgesamt sieben FN-Sitzen in der Nationalversammlung –, sind ihr die treuesten Anhänger von der Fahne gegangen. Um sich dem Intellektuellen Philippot anzuschließen … (hgh)

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